KEMPTEN. Nach der Bluttat auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt mit sechs Todesopfern haben Veranstalter nun die ersten Karnevalsumzüge abgesagt. Polizei und Behörden forderten strengere Sicherheitskonzepte für Großveranstaltungen. Doch vielerorts fehlen die notwendigen Absperrungen sowie das Geld für deren Umsetzung.
Der traditionelle Faschingszug in Kempten im Allgäu wurde gestrichen, da nicht genügend Betonbarrieren zur Verfügung stehen und die hohen Kosten für alternative Maßnahmen nicht tragbar sind.
Laut Klaus-Ludwig Fess, Präsident des Bundes Deutscher Karneval, schlagen die Sicherheitsmaßnahmen je nach Veranstaltung mit fünf- bis sechsstelligen Beträgen zu Buche. Das stellt viele ehrenamtlich organisierte Umzüge vor unüberwindbare finanzielle Hürden.
Hier ist der Karneval abgesagt
In Kempten hätte die Gilde „Rottach 97“ für die Absicherung des Umzugs am 1. März rund 50.000 Euro aufbringen müssen. Da dies nicht möglich war, wurde der Zug abgesagt. Der Verein kritisiert, daß der islamistische Terrorismus damit sein Ziel erreicht habe: nicht-kommerzielle Veranstaltungen würden zunehmend unmöglich gemacht.
Auch in Erfurt fällt der größte Karnevalszug Thüringens am 2. März aus. Stattdessen wird es eine Demonstration zur Erhaltung der Traditionen und eine Feier auf dem Domplatz geben, erklärt Thomas Kemmerich, Präsident der Gemeinschaft Erfurter Carneval.
In Neukirchen-Vluyn in Nordrhein-Westfalen wurde der Rosenmontagszug gestrichen, da die Karnevalsgesellschaft 90 Privatfahrzeuge zur Straßensperrung hätte organisieren und für etwaige Schäden haften müssen. Auch der „Nelkensamstagszug“ in Moers, der jährlich über 100.000 Besucher anzieht, steht auf der Kippe.
Weitere Absagen gibt es in Macherbach (Saarland), wo der Nachtumzug entfällt, und in Neckarweihingen (Baden-Württemberg), wo die „Mistelhexen“ am 23. Februar nicht auftreten dürfen. (rr)