BUENOS AIRES. Argentiniens Präsident Javier Milei hat den Austritt des Landes aus der Weltgesundheitsorganisation (WHO) per Dekret angeordnet. Kein fremder Akteur, sondern das eigene Land soll die Kontrolle über die Gesundheitspolitik behalten. Die Entscheidung wurde mit „tiefgreifenden Differenzen“ in Bezug auf das Pandemie-Management der WHO begründet.
Milei hatte bereits während der Corona-Krise scharfe Kritik an den Maßnahmen der Organisation geübt. Argentinien verhängte damals eine der weltweit längsten und strengsten Ausgangsbeschränkungen – Maßnahmen, die Milei später als „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ bezeichnete.
Bereits im Jahr 2020 äußerte der selbsternannte „Anarcho-Kapitalist“ Überlegungen, die WHO zu verlassen. Nun setzt er diese Pläne um. Zudem prüft seine Regierung laut Regierungssprecher Manuel Adorni auch einen Rückzug aus dem Pariser Klimaabkommen.
Ausstieg aus der WHO finanziell kaum relevant
Während der WHO-Austritt der USA – die mit einem Beitrag von 260 Millionen Dollar rund 18 Prozent des WHO-Budgets stellten – erhebliche finanzielle Folgen hatte, sind die Auswirkungen des argentinischen Rückzugs deutlich geringer. Das Land zahlte zuletzt lediglich acht Millionen Dollar in den Haushalt der Organisation ein. Dennoch könnte Mileis Entscheidung eine Signalwirkung entfalten. Bislang gehören 194 Staaten der WHO an, darunter auch Nordkorea. Sollte sich ein Trend zu weiteren Austritten entwickeln, könnte dies die multilaterale Struktur der Vereinten Nationen nachhaltig schwächen.
„Wir Argentinier werden nicht zulassen, daß eine internationale Organisation in unsere Souveränität eingreift – schon gar nicht in unsere Gesundheitspolitik“, betonte Adorni. Der Austritt eröffne dem Land größere Spielräume bei der Gestaltung eigener gesundheitspolitischer Maßnahmen. (rr)