BERLIN. Der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler (CDU) ist verstorben. Er erlag im Alter von 81 Jahren einer schweren Krankheit, wie das Bundespräsidialamt mitteilte.
Der amtierende Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) würdigte ihn in einem Kondolenzschreiben an dessen Witwe Eva Luise Köhler als „Glücksfall für unser Land“. Das Land könne „zutiefst dankbar sein, daß wir Horst Köhler als neunten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland erleben durften“. Der Politiker habe dem Land „viel gegeben“.
Köhler war am 23. Mai 2004 zum Staatsoberhaupt gewählt worden, trat jedoch am 31. Mai 2010 von seinem Amt zurück. Er sei in einer Weise kritisiert worden, die „den notwendigen Respekt“ für sein Amt vermissen lasse, begründete er den Schritt.
Streit um Köhlers Afghanistan-Aussage
Zuvor, am 22. Mai 2010, hatte Köhler sich in einem Interview mit Deutschlandradio Kultur über den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr geäußert. Dabei betonte er, die deutsche Gesellschaft müsse verstehen lernen, daß „im Zweifel, im Notfall auch militärischer Einsatz notwendig ist, um unsere Interessen zu wahren“, darunter „freie Handelswege“ und das Verhindern regionaler Instabilitäten.
Vertreter verschiedener Parteien warfen dem Bundespräsidenten daraufhin vor, grundgesetzwidrige Wirtschaftskriege gefordert und befürwortet zu haben. Köhler entgegnete, seine Äußerung habe sich „auf die vom Deutschen Bundestag beschlossenen aktuellen Einsätze der Bundeswehr wie zum Beispiel die Operation Atalanta gegen Piraterie“ bezogen.
Er löste 2005 den Bundestag auf
Der 1943 im heutigen Polen geborene Politiker hatte 1976 begonnen, im Bundeswirtschaftsministerium zu arbeiten, und wurde 1990 Staatssekretär im Bundesfinanzministerium. Er war unter anderem deutscher Chefunterhändler für den Maastricht-Vertrag über die Europäische Währungsunion.
Ab 1993 arbeitete er in der privaten Finanzwelt. Im Jahr 2000 wurde er Chef des Internationalen Währungsfonds.
Nachdem der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder im Jahr 2005 im Bundestag die Vertrauensfrage gestellt und verloren hatte, löste der Bundespräsident den Bundestag auf und setzte Neuwahlen an. (lb)