„Drill Baby, Drill!“, ruft Donald Trump im Wahlkampf seinen Anhängern entgegen. Die Menge jubelt im Sprechchor zurück. Es ist das Versprechen, Energiekosten zu senken; den Alltag des wirtschaftlich angeschlagenen amerikanischen Mittelstands bezahlbar zu machen. Konkret heißt das: Energie aus Öl, Gas sowie Atomkraft und eine Abkehr von Erneuerbaren Energien.
Doch was stört den designierten 47. Präsidenten an Wind und Sonne? Die kurze Antwort: Wenn selbst die Deutschen es nicht hinbekommen, wird das nichts. Immer wieder wettert er gegen die deutsche Energiewende. Deutschland habe sich „fast selbst zerstört“, bedauert er regelrecht – der ansonsten stolz auf seine deutschen Wurzeln ist.
Deutschland ist Trumps Negativbeispiel
Tatsächlich brechen während Dunkelflauten – Perioden ohne ausreichend Wind und Sonnenschein – die Kapazitäten von Solar- und Windkraftanlagen drastisch ein. Die Folge: Steigende Strompreise durch teure Importe. Im November kletterten die Preise während solcher Flauten auf bis zu 120 Cent pro kWh.
An Tagen, an denen Deutschland hingegen profitable Wetterbedingungen hat, kann es sogar zu negativen Strompreisen kommen. Ende September fielen die Strompreise für elf Stunden auf bis zu minus 50 Cent pro Kilowattstunde. Kein Geschäftsmodell für den amerikanischen Unternehmer Trump.
„Die Welt lebt von Öl und Gas“
Jetzt ist er – erneut – an der Reihe, Politik zu gestalten. Mit einer Mehrheit im Repräsentantenhaus und im Senat sollten seine Pläne umsetzbar sein. Trumps erster Schritt wird eine Neubesetzung wichtiger Posten sein. Der designierte Energieminister Chris Wright, ein Befürworter von Fracking und Kritiker strikter Klimaschutzmaßnahmen, sagte NBC im vergangenen Jahr: „Die Welt lebt von Öl und Gas.“ Einen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen innerhalb eines Jahrzehnts halte er für einen „absurden Zeitrahmen“.
Auch die erneute Lockerung von Umweltvorschriften durch die Environmental Protection Agency (EPA), etwa bei CO2-Beschränkungen oder Methanregulierungen, ist wahrscheinlich. Noch-Präsident Joe Biden und die Demokraten führten sie wieder. Unter der Leitung von Lee Zeldin, dem designierten Chef der EPA, möchte Trump nun „rasche Deregulierungsentscheidungen“ treffen. Zeldin signalisierte bereits, den Rotstift anzusetzen.
Diese Wende in der Energiepolitik dürften große US-amerikanische Unternehmen, aber auch private Verbraucher freudig begrüßen. Jedenfalls scheinen Anleger erfreut und investieren fleißig in Öl- und Gasunternehmen wie ExxonMobil und Chevron. Ihr Aktienkurs stieg nach Trumps Wahlsieg bereits rasant an.
Unternehmen lieben Trumps Energiepolitik
Grundlage für die Vorfreude dürfte die frische Erinnerung an Trumps erste Amtszeit sein: Die Energiebranche boomte durch Lockerungen von Umweltvorschriften und schuf zahlreiche neue Arbeitsplätze. Nun sind erneut sinkende Energiepreise und ein damit einhergehendes Wirtschaftswachstum zu erwarten. Aktuell sind die Vereinigten Staaten mit durchschnittlich 12,9 Millionen Barrel pro Tag bereits der größte Erdölproduzent der Welt – unter Trump wird der Vorstand voraussichtlich noch ausgebaut. Unter anderem durch Fracking.
Neben der Förderung fossiler Energieträger plant Trump zudem eine Renaissance der Atomkraft. Insbesondere die Entwicklung neuer modularer Atomkraftwerke, sogenannter Small Modular Reactors (SMRs), könnte im Fokus stehen, um die Energieversorgung breiter aufzustellen. Technologiegiganten wie Google und Microsoft unterstützen die Vision der SMRs bereits, da sie in der Effizienz der neuartigen Kernkraftwerke eine Möglichkeit sehen, ihren stark steigenden Energiebedarf abzudecken.
Trump wird den Erneuerbaren Energien die Subventionen kürzen
Neben der Deregulierung des Energiesektors wird Trump als Präsident wahrscheinlich zahlreiche staatliche Förderprogramme kassieren. Insbesondere den Inflation Reducation Act mit seinen etwa 370 Milliarden Dollar speziell für saubere Energien, Klimaschutz und Umweltgerechtigkeit dürfte er streichen.
Trump ist überzeugt, daß eine verstärkte heimische Produktion fossiler Brennstoffe zu niedrigeren Heizkosten führen wird – ein zentrales Versprechen seiner Kandidatur, das sich vor allem an den wirtschaftlich angeschlagenen amerikanischen Mittelstand richtet.