BERLIN. Als Antwort auf die Hinrichtung des Deutschiraners Jamshid Shardmadh hat die Bundesregierung alle iranischen Generalkonsulate im Land geschlossen. „Die Ermordung von Herrn Sharmahd zeigt erneut die furchtbare Ruchlosigkeit des Unrechtsregimes in Iran“, sagte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) am Donnerstag in New York, wo sie sich derzeit aufhält.
Wir haben #Teheran immer wieder klar gemacht, dass die Hinrichtung eines deutschen Staatsangehörigen schwerwiegende Folgen haben wird. Daher habe ich entschieden, die drei iranischen Generalkonsulate in Frankfurt am Main, München und Hamburg zu schließen. – @ABaerbock 1/3 pic.twitter.com/zuABRbOXXb
— Auswärtiges Amt (@AuswaertigesAmt) October 31, 2024
Die islamische Republik nutze „vor allem“ die Sprache von Erpressung, Drohung und Gewalt. Der Regierung in Teheran sei unmißverständlich klar gemacht worden, daß die Hinrichtung eines deutschen Staatsangehörigen schwerwiegende Folgen haben werde. „Daher habe ich entschieden, die drei iranischen Generalkonsulate in Frankfurt am Main, München und Hamburg zu schließen“, so die 43jährige.
Jamshid Shardmadh – Pressesprecher einer monarchistischen Gruppe?
Jamshid Shardmadh war als Pressesprecher der monarchistischen „Tondar“-Gruppe bekannt, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die Ayatollahs zu stürzen und das Land wieder in ein Königreich zu verwandeln. Die iranische Justiz beschuldigte Shardmadh, mehrere Anschläge organisiert zu haben – so zum Beispiel ein Bombenattentat in der Stadt Shiraz im Jahr 2008, bei dem 14 Menschen starben. Allerdings ist „Tondar“ auch durch kritische Berichterstattung über das islamische Regime bekannt.
In einem poetischen Nachruf würdigten die Monarchisten das Wirken ihres Mitglieds. „Was er geschaffen hat, ist eine brennende Fackel, die es noch nie gegeben hat. Du hast ein so ewiges Feuer entzündet, das niemals erlöschen wird“, heißt es auf der Beleidsbekundung der „Tondar“-Seite. Wer Shardmadh und seine charakterliche Größe kenne, könne sich nicht mehr über sein Volk lustig machen.
Aus Dubai entführt
2020 entführte der iranische Geheimdienst den Journalisten aus Dubai nach Teheran, wo er eigenen Angaben zufolge gefoltert worden sein soll. Wenig später zeigte ihn das Staatsfernsehen mit einem „Geständnis“ seiner Taten. Ein Gericht verurteilte ihn daraufhin wegen „Verderbnis auf Erden“ zum Tode, einem nur sehr schwer zu beschreibenden Straftatbestand, der vor allem auf Dissidenten angewandt wird.
Wegen seines vorherigen „Geständnisses“ im Staatsfernsehen war es Shardmadh nicht mehr möglich, gegen das Urteil in Berufung gehen. Im Iran werden zum Tode verurteilte oftmals durch Erhängen hingerichtet. Allerdings gibt es auch Berichte über Erschießungen in dem Land.
Etwa 300.000 Iraner in Deutschland brauchen konsularische Betreuung
Schätzungen des Statistischen Bundesamtes zufolge leben in Deutschland etwa 300.000 Menschen mit iranischer Herkunft, davon rund 140.000 ausschließlich mit dem Paß der islamischen Republik. Sie alle benötigen konsularische Betreuung – etwa, wenn es um die Beglaubigung von Geburtsurkunden oder die Ausübung des Wahlrechts im Heimatland geht. Nun bleibt ihnen dafür nur noch die Botschaft übrig.
Vor allem in den Großstädten Hamburg, Berlin und Frankfurt am Main leben große Gemeinden. Als Bundesland tut sich vor allem Nordrhein-Westfalen hervor. Im Unterschied zu anderen Einwanderern aus dem Nahen und Mittleren Osten verfügen Iraner häufiger über eine akademische Bildung. „Besonders Migranten iranischer Herkunft weisen nicht nur sehr gute Bildungswerte auf, sondern sie schaffen es auch, sich auf dem Arbeitsmarkt relativ gut zu behaupten“, heißt es in einer 2015 veröffentlichten Studie des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung. (fw)