BERLIN. Die Stimmung in der Chemieindustrie hat sich im Juli deutlich verschlechtert. Der Geschäftsklimaindex des Ifo-Instituts sank um 6 auf nun minus 10,5 Punkte. „Die Chemie befindet sich im Sog der allgemeinen konjunkturellen Abkühlung“, sagte die Ifo-Expertin Anna Wolf.
Da die Nachfrage nach in Deutschland produzierten Chemikalien im In- und Ausland zurückgehe, würden die Unternehmen die Produktion weiter verringern und planten für die nächsten Monate deutliche Personalkürzungen ein. Grundsätzlich lag die Kapazitätsauslastung bei nur noch 74,8 Prozent. Im April waren es noch 76,9 Prozent. Der langfristige Durchschnitt liegt laut dem Institut bei rund 82 Prozent.
Nicht nur Energiepreise machen Industrie zu schaffen
„Immer mehr Chemieunternehmen in Deutschland sind im internationalen Wettbewerb preislich unterlegen. Das liegt nicht nur an den Energiekosten“, betonte Wolf. „Auch aufwendige Bürokratie belastet die ohnehin hohen Arbeitskosten. Damit verliert der Standort Deutschland für die Chemie zunehmend an Attraktivität.“ Hoffnungen auf eine Wiederbelebung hätten sich „nicht erfüllt“.
Die Chemiebranche ist einer der wichtigsten Industriezweige in der Bundesrepublik. Insgesamt arbeiten mehr als 400.000 Menschen in rund 2.000 Unternehmen in der Chemieindustrie. Nur in den USA und China werden mehr Chemieprodukte hergestellt. Bereits im vergangenen Jahr war die Branche heftig ins Trudeln geraten. Nach Angaben des Verbands der Chemischen Industrie sank 2023 die Produktion um acht Prozent und der Umsatz um zwölf Prozent.
(ho)