KIEW. Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj hat vor einer weiteren Eskalation des Kriegs mit Rußland gewarnt. Entscheidend für den weiteren Verlauf des Geschehens sei unter anderem das Verhalten Chinas in dem Konflikt, sagte er im Gespräch mit der italienischen Tageszeitung Repubblica, das die Welt im Deutschen veröffentlicht hat.
„Für uns ist wichtig, daß China die Russische Föderation in diesem Krieg nicht unterstützt. Tatsächlich hätte ich es gern auf unserer Seite“, verdeutlichte Selenskyj. „Im Moment halte ich es allerdings nicht für möglich. Ich sehe aber durchaus eine Chance für China, eine pragmatische Einschätzung dessen vorzunehmen, was hier passiert.“
Peking habe in der Vergangenheit klar zugesagt, die territoriale Integrität der Ukraine zu wahren. Er appelliere an die Staatsführung des Landes, sich an die 10-Punkte-Friedensformel zu halten. Es gehe nicht nur um Sicherheitsgarantien für Kiew, sondern die ganze Welt. China könne sich nicht länger einfach nur neutral verhalten, schließlich gehe es auch um nukleare Sicherheit.
Selenskyj: Ohne Hilfe des Westens wird die Ukraine zerstört
Zuletzt hieß es in Berichten, China erwäge Waffenlieferungen an Rußland. Anzeichen dafür, daß Peking Moskau militärisch unterstützen wolle, sehe er allerdings keine, stellte Selenskyj klar. Falls sich die beiden Länder dennoch verbündeten, gebe es einen Weltkrieg. Er hoffe indes auf die weitere Hilfe aus dem Westen. „Wenn dieser uns nicht mehr unterstützt, wird unser Land zerstört werden und nicht mehr existieren.“
Selbst wenn Wladimir Putin militärisch siege, werde er jedoch niemals in der Lage sein, die Ukraine in ein Land wie sein eigenes zu verwandeln. „Die Ukrainer hassen seine Politik, und daran kann er nicht das Geringste ändern. Er will die Sowjetunion wieder aufbauen, aber das wird ihm nicht gelingen. Millionen von Polen wollen keine russischen Truppen in ihrem Land. Putin wird auch den Slowaken nicht sagen können, was sie tun sollen, er kann Lettland, Estland und Litauen nicht einnehmen und auch die Ukraine nicht besetzen.“
Biden: Putin steht kurz davor, zu scheitern
Unterdessen traf US-Präsident Joe Biden erstmals seit Beginn des Krieges in Kiew ein und sicherte dem Land weitere Unterstützung zu. „Ein Jahr danach hält Kiew stand. Und die Ukraine hält stand. Die Demokratie hält stand“, betonte er. „Die Amerikaner stehen mit Euch, und die Welt steht mit Euch.“
One year later, Kyiv stands. Ukraine stands. Democracy stands. America — and the world — stands with Ukraine.
Рік потому Київ стоїть. Україна стоїть. Демократія стоїть. Америка – і світ – стоїть з Україною. pic.twitter.com/6i02u3aFgd
— President Biden (@POTUS) February 20, 2023
Putins „Eroberungskrieg“ stehe kurz vor dem Scheitern. Der russische Präsident habe die Ukraine fälschlicherweise für schwach und den Westen als uneinig betrachtet. Sie stünden aber alle zusammen.
Nach Bidens Kiew-Besuch erklärte der Nationale Sicherheitsberater des US-Präsidenten, Jake Sullivan, zuvor sei Rußland darüber informiert worden. Das sei zur Konfliktentschärfung geschehen. Daher habe man Moskau wenige Stunden vor Bidens Ankunft darüber in Kenntnis gesetzt. (zit)