BERLIN/KIEW. Der seit acht Jahren als ukrainischer Botschafter in Berlin tätige Andrij Melnyk soll offenbar aus Deutschland abberufen werden. Das berichten Bild und Süddeutsche Zeitung unter Berufung auf Regierungskreise in der Ukraine. Melnyk war seit Beginn des russischen Krieges gegen sein Land immer wieder mit zum Teil heftiger Kritik an der Bundesregierung aufgefallen. Zuletzt hatte er mit Aussagen zum Zweiten Weltkrieg in Polen und Israel für Empörung gesorgt.
Jetzt soll Melnyk offenbar ins Außenministerium nach Kiew wechseln. Die Bild zitiert einen Regierungsbeamten zu dem offenbar bevorstehenden Personalwechsel mit den Worten: „Dieser Vorschlag wurde vom Ministerium gegenüber dem ukrainischen Präsidenten gemacht. Andrij Melnyk wird in Kiew sehr geschätzt für seine Arbeit.“
Außenministerium distanziert sich von Melnyk
Der Wechsel könnte noch vor dem Herbst erfolgen, hieß es. Offiziell will die ukrainische Regierung dies jedoch nicht als Abberufung verstehen. Melnyk war bisher für keine Stellungnahme erreichbar. Auch aus der Ukraine gab es offiziell bisher keine Bestätigung für die Meldung.
Seit 2014 arbeitet Melnyk als Botschafter in Berlin. Zuletzt geriet er in die Kritik, weil er den ukrainischen Partisanenführer Stepan Bandera (1909-1959) gegen den Vorwurf der Massenmorde an Juden und Polen verteidigt hatte. Das ukrainische Außenministerium distanzierte sich von den Äußerungen. Melnyk habe seine persönliche Meinung wiedergegeben, nicht die Position der Regierung. (fh)