BERLIN. Ricarda Lang und Omid Nouripour führen künftig die Grünen. Die beiden Bundestagsabgeordneten wurden am Sonnabend auf einem digitalen Parteitag an die Spitze der Grünen gewählt. Lang, die ohne Gegenkandidat angetreten war, erhielt 75,9 Prozent der Delegiertenstimmen. 18,8 Prozent sprachen sich gegen die 28jährige frühere Chefin der Grünen Jugend aus.
Nouripour bekam 82,58 Prozent, obwohl zwei Gegenkandidaten gegen ihn angetreten waren. Diese erhielten zusammen weniger Stimmen als Lang Nein-Stimmen, was als deutlicher Dämpfer an die neue Grünen-Chefin gewertet werden kann. Sie ist die jüngste Grünen-Vorsitzende in der mehr als 40jährigen Geschichte der Partei. Wegen einer Corona-Infektion mußte Lang ihre Bewerbungsrede online zugeschaltet aus ihrem Zuhause halten.
Lang zählt zum linken Flügel der Partei und gehört dem Bundesvorstand seit 2019 an. Damit trägt sie auch Mitverantwortung an der Entscheidung, den Mitgliedern der Parteiführung einen Corona-Bonus in Höhe von 1.500 Euro auszuzahlen, weshalb derzeit die Berliner Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Veruntreuung ermittelt.
Langzeitstudentin
Lang studiert oder studierte seit 2012 Rechtswissenschaften. Von einem Abschluß ist nichts bekannt, trotz insgesamt rund 20 Semestern. Bei der vergangenen Bundestagswahl zog sie erstmals ins Parlament ein. In der Plagiatsaffäre um das Buch der damaligen Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock hatte Lang dieser Fehler vorgeworfen.
In der Vergangenheit attackierte sie auch die AfD, die sie für Frauenhaß im Internet verantwortlich macht. So sei sie massiv angefeindet worden, nachdem die AfD-Bundestagsabgeordnete Joana Cotar ein Bild auf Twitter geteilt hatte, auf dem die Grüne mit einer Tüte der Fast-Food-Kette McDonalds zu sehen war. Kurz zuvor hatte Langs Partei ein Verbot von Fernsehwerbung für ungesunde Lebensmittel gefordert.
Nouripour dagegen hatte für seine Partei bei der Wahl ein Direktmandat in Hessen gewonnen. Als sein Ziel hat er es ausgegeben, daß die Grünen auch künftig bei der Frage, welche Partei den Kanzler stellt, mitspielen.
Nouripour und Lang folgen auf Außenministerin Annalena Baerbock und Wirtschaftsminister Robert Habeck als Grünen-Vorsitzende, die wegen der Trennung von Amt und Mandat ihre Parteiposten aufgeben mußten. (krk)