BERLIN. Der Journalist Philip Plickert hat drei weitere Unstimmigkeiten im Lebenslauf der Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock aufgedeckt. Zuvor hatte das österreichische Magazin Exxpress sieben Fehler im Curriculum der Bundesvorsitzenden der Grünen öffentlich gemacht.
Der Lebenslauf wurde daraufhin schon wieder überarbeitet. Zuletzt nahm die Politikerin, die sich in Deutschlands mächtigstes Amt wählen lassen möchte, Aussagen zurück, nach denen sie Mitglied im Europa/Transatlantik-Beirat der Heinrich-Böll-Stiftung, im German Marshall Fund oder beim UNHCR sei.
Aufgefallen waren die Stellen, weil der Beirat der Grünen nahen Stiftung sie nicht mehr gelistet hatte. Beim German Marshall Fund war sie nur Absolventin, da sie ein Stipendium hatte, und kein Mitglied, wie ihr Lebenslauf behauptete. Und beim UNHCR, dem Hohen Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen, kann man schlicht kein Mitglied werden.
Hektische Aufräum- und Bereinigungsarbeiten im #Lebenslauf von Frau #Baerbock 🤥 heute Abend, nachdem ich viel peinliche falsche bzw hochstaplerische Angaben aufgedeckt habe.
Vgl. vorher und nachher 👇 pic.twitter.com/RnRlhfjgbt— Philip Plickert (@PhilipPlickert) June 4, 2021
Zuvor bereits aufgedeckte Unstimmigkeiten
Die Recherchen ausgelöst hatte die Kandidatin indes selbst, indem sie sich in einem Interview als „Völkerrechtlerin“ titulierte und ihren Co-Vorsitzenden Robert Habeck als jemanden bezeichnete, der sich mit „Hühnern, Schweinen und Kühe melken“ auskenne.
Die nicht geschützte Bezeichnung Völkerrechtlerin führte sie nach heutigem Stand wohl zu recht. Allerdings war der zugrunde liegende Titel „Master of Laws LSE“ falsch geschrieben. Habeck hingegen trägt den Titel eines Doktors der Philosophie, der nach deutschem Verständnis eine Stufe höher in der akademischen Laufbahn rangiert.
Da es Nachfragen zu angegebenen "Mitgliedschaften" im Lebenslauf von Frau Baerbock gab, wurden die Angaben präzisiert und korrigiert. Danke für die Hinweise.
— Andreas Kappler (@GruenSprecher) June 5, 2021
Baerbock hatte auch angegeben, sie habe das Studium der Politikwissenschaften und Öffentliches Recht in Hamburg mit einem Bachelor abgeschlossen. Zu diesem Zeitpunkt konnte man an der Universität in Hamburg noch gar keinen Bachelor machen.
Tatsächlich hat Baerbock, wie ihr Sprecher Andreas Kappler per Twitter einräumte, nur ein Vordiplom in Politische Wissenschaft an der Universität Hamburg absolviert. Danach folgte das Studium an der London School of Economics and Political Science (LSE), das sie mit einem Master abschloß.
Möglicherweise hat sich noch ein elfter Fehler in Baerbocks Lebenslauf eingeschlichen. Laut ihrer Vita war sie 2005 bis 2008 Büroleiterin der Grünen Europaabgeordneten Elisabeth Schroedter. Im Internetarchiv findet sich aber nur der Hinweis darauf, daß sie für die Webseite der Europaabgeordneten zuständig war.
Nein, Frau #Baerbock war nicht von 2005 bis 2008 Büroleiterin der Europaabgeordneten Elisabeth Schroedter in Brüssel und sie hat nicht drei Jahre in Brüssel gearbeitet, wie behauptet wird. Sie hat in dieser Zeit höchstens mit ihrer Kollegin in Brüssel telefoniert. pic.twitter.com/fTagimWrgi
— Markus Kühbacher (@Kuehbacher) June 5, 2021
(mp)