Wer kennt es nicht: Die Oma redet rassistisch daher, als ob das ganz normal wäre, der Bruder nimmt Frauenfußball nicht ernst und der angetrunkene Onkel reißt sexistische Witze. Es kommt im Alltag doch immer wieder vor, daß sich in den engsten Kreisen Menschen so äußern. Ja, gerade in den engsten Kreisen!
Doch aufgepaßt: Für alle, die das nervt, gibt es Abhilfe. Die Landeszentralen für politische Bildung Niedersachsen und Sachsen-Anhalt haben eine App entwickelt, mit der man seine Schlagfertigkeit üben kann und Argumente gegen angebliche Stammtischparolen geliefert bekommt.
„Einschreiten für Demokratie“
Unter anderem hat die Amadeu-Antonio-Stiftung an der Entwicklung der App mitgewirkt. Die Organisation unter Leitung der ehemaligen Stasi-Zuträgerin Anetta Kahane ist schließlich dafür bekannt, den inneren, gesellschaftlichen und familiären Zusammenhalt stärken zu wollen.
„KonterBUNT. Einschreiten für Demokratie“ lautet der Name der App. „Die Themen sind breit gefächert und reichen von Antisemitismus über Sexismus bis zu Rassismus“, bewirbt sich die App selbst. Es ist also für jeden etwas dabei. Ein Spaß für die ganze Familie, könnte man meinen. Die Familie ist die kleinste Zelle des Faschismus, das ist klar. Dementsprechend ist „die ultimative Herausforderung im Abschlußlevel“ die „Familienfeier“.
Divers und individuell
Aber auch „ein sexistischer Witz auf dem Schulhof oder eine abfällige Bemerkung über Geflüchtete in der Kneipe“ sind Situationen, auf die die App vorbereitet. Klaus-Peter Hufer hat die Kontermöglichkeiten fachmännisch ausgetüftelt. Auf der Internetseite der niedersächsischen Landeszentrale wird er als Experte für Argumentationstraining gepriesen. Dem Individualismus entsprechend kann in der App ein eigener Avatar erstellt werden.
Neben den Geschlechtern „männlich“ und „weiblich“ darf „divers“ natürlich nicht fehlen. Der Direktorin der Landeszentrale, Ulrika Engler, zufolge könne die App Menschen ermutigen, „sich aktiv einzubringen und für Demokratie einzuschreiten“. Der professionellen Demokratisierung des eigenen Umfelds und der Familie steht also nichts mehr im Weg!