BERLIN. Der französische Philosoph Bernard-Henri Lévy will seine anstehende Bühnentournee zu einem „Kreuzzug für Europa“ machen. Sein Theaterstück stehe dabei „unter der moralischen Hoheit von Adenauer, Kohl und Merkel die Europa aufgebaut haben“, sagte er der Welt.
Vor allem gegen Populisten müsse der Kontinent verteidigt werden. Europa verkörpere alles, was diese hassen: „Die Freiheit. Die Demokratie. Das schöne Weltbürgertum.“ Zudem seien Populisten „gegen den Austausch von Ideen, Waren und Personen“. Sie säßen „der alten Wahnvorstellung auf, daß Menschen wie Bäume sind, wie Topfpflanzen“. Es gebe eine Angst vor anderen, Angst vor Bewegung und sozialem Abstieg.
Orban ist ein Diktator
Einer, der diese Angst schüre sei Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban, der auf dem Weg sei, ein Diktator zu werden. „Seine Auffassung der Justiz, der Menschenrechte, der freien Meinungsäußerung und der künstlerischen Freiheit sind eindeutige Anzeichen dafür, daß sich sein Regime in Richtung Diktatur bewegt.“ Orban stehe dabei aber nicht allein. „In Europa kommen die Diktatoren aus den Wahlurnen“, lautet Lévys Analyse.
Kritik an seinen EU-freundlichen Äußerungen nehme er sich nur zu Herzen, wenn sie von Menschen komme, die er respektiere wie etwa Jürgen Habermas. „Aber die Vollidioten, die mich auf Twitter attackieren, haben keinerlei Bedeutung.“
Seinen Einsatz für den Krieg gegen die Ghaddafi-Regierung in Libyen verteidigte er erneut. „Die Einzigen, die Selbstkritik üben müssen, sind die Staatsmänner, die ihre Arbeit nicht zu Ende gebracht haben. Der Befreiungskrieg war richtig.“
Enttäuscht von Obama
Auch in Syrien hätte der Westen Levy zufolge militärisch eingreifen müssen. „Ich bin weiterhin davon überzeugt, daß man Baschar al-Assad 2011 hätte absetzen müssen.“ Vom früheren Präsidenten Barack Obama sei er auch deswegen so enttäuscht, weil er keinen Krieg gegen Syrien begonnen habe. An Obamas Händen klebe „das Blut von Macbeth.“ (tb)