BERLIN. Drei Mitglieder des Stiftungsbeirats der Stasi-Gedenkstätte Hohenschönhausen sind aus Protest gegen die Entlassung des bisherigen Direktors Hubertus Knabe zurückgetreten. Die DDR-Bürgerrechtlerin Freya Klier, die DDR-Oppositionelle Heidi Bohley und die Politikwissenschaftlerin Barbara Zehnpfennig begründeten den Schritt in einem gemeinsam unterzeichneten Schreiben mit schweren Vorwürfen gegen das Gremium, berichtet der Tagesspiegel.
Die Unterzeichnerinnen werfen dem Beiratsvorsitzenden Dieter Dombrowski (CDU) Amtsanmaßung, das Vorenthalten von Informationen, undurchschaubare Strukturen und verlorenes Vertrauen vor. Zudem habe er eine Aussprache über die Entlassung Knabes eigenmächtig verschoben und eine Diskussion „aktiv unterbunden“.
Dombrowski wies die Vorwürfe zurück. Der Stiftungsrat habe Knabe vor zwei Wochen einstimmig beurlaubt und gekündigt. Die Sitzung des Beirats sei verschoben worden, um der vom Stiftungsrat als Vertrauensperson eingesetzten Marianne Birthler die Teilnahme zu ermöglichen. Sollte eine Anhörung Knabes gewünscht sein, könne der Beirat dies auf der bevorstehenden Sitzung beschließen. Zudem sei der Beirat nur beratend tätig.
Unterzeichnerinnen vermuten politische Gründe für Entlassung
Klier, Bohley und Zehnpfennig vermuten hinter der Entlassung Knabes politische Gründe. So habe Dombrowski geäußert, nach der Landtagswahl in Brandenburg im kommenden Jahr müsse die CDU auch Gespräche mit der Linkspartei führen. Knabe, der „nachweislich immer für die Interessen der DDR-Opfer eingetreten ist“, sei der „schärfste Kritiker eines solchen Zusammengehens“ gewesen.
Knabe war Ende September beurlaubt worden. Seine Entlassung durch den Stiftungsrat wird zum 31. März 2019 wirksam. Hintergrund waren Vorwürfe gegen seinen Stellvertreter Helmuth Frauendorfer. Mehrere Mitarbeiterinnen hatten Frauendorfer sexuelle Belästigung vorgeworfen. (ag)