ATHEN. Der Bürgermeister der griechischen Insel Lesbos, Spyros Galinos, hat vor einer Überlastung der griechischen Inseln mit Flüchtlingen gewarnt. Die Bedingungen auf Lesbos seien mittlerweile „äußerst gefährlich“, schrieb er laut Handelsblatt der Regierung in Athen.
Das Sammellager Moria sei völlig überfüllt und täglich kämen neue Menschen. Vergangenes Wochenende seien etwa 6.000 Flüchtlinge angekommen, obwohl Moria und ein zweites Areal für nur 3.500 Personen ausgelegt sind.
Es komme immer wieder zu gewalttätigen Unruhen. Erst vor anderthalb Wochen seien im Chaos einer Massenschlägerei zwischen Syrern und Afghanen 40 Männer geflohen, die von der Polizei in angrenzenden Olivenhainen und in der Inselhauptstadt Mytilini wieder aufgegriffen werden mußten.
Flüchtlingsabkommen mit der Türkei funktioniert nicht
Grund für die unhaltbare Situation sei dem Bericht des Handelsblatts zufolge, daß die mit der Türkei vereinbarte Rücknahme nicht funktioniere. Laut der EU-Asylbehörde EASO würden die Asylverfahren in den Lagern länger dauern als erwartet. Durch fehlendes Personal könnten je nach Insel nur ein Sechstel bis ein Viertel der Anträge bearbeitet werden.
Auf einen Ablehnungsbescheid folge in der Regel das Berufungsverfahren. Nicht einmal 500 Flüchtlinge seien seit Inkrafttreten des Flüchtlingsabkommens zur türkischen Küste zurückgebracht worden, keiner davon aufgrund eines abgelehnten Asylantrags.
Asylbewerber sollen auf das Festland gebracht werden
Die griechische Regierung will nun einen Teil der Asylbewerber von den Inseln auf das Festland bringen. Nach EU-Angaben hat Griechenland bisher 900 Millionen Euro als Hilfe erhalten. Rund 50 Lager wurden mit den Geldern auf dem Festland gebaut. Täglich müssen 60.000 Menschen versorgt werden.
Nach Angaben des Athener Büros der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind seit Jahresbeginn 4.000 Flüchtlinge freiwillig in ihre Heimatländer zurückgekehrt. Knapp 3.700 Syrer wurden von Griechenland aus auf andere EU-Länder verteilt. Die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union hatten vergangenes Jahr eigentlich 60.000 bis September 2016 vereinbart. (gb)