Zwei Tage voll Musik, Tanz, gutem Essen und Gaudi für Einheimische und Gäste: Das Arlberger Schützenfest ist seit vielen Jahren ein fester Bestandteil der Dorfkultur. In diesem Jahre hätte die Feier der Schützenkompanie St. Anton am Arlberg in Tirol zum 24. Mal stattfinden sollen.
Hätte, denn die Registrierkassenpflicht und weitere bürokratische Schikanen verhindern es. So zumindest sagt es Fest-Obmann Andreas Fahrner. Seine Schützenkameraden und er mußten „mit gesenkten Häuptern“ bekannt geben, daß sie sich „leider aufgrund rechtlicher und politischer Maßnahmen außerstande“ sehen, die Feier zu veranstalten.
Die von der österreichischen Bundesregierung vorangetriebene Einführung der Registrierkassenpflicht und erweiterte Sicherheitsbedingungen, Anmeldeformalitäten für freiwillige Helfer sowie eine penible Sperrstundenordnung seien Schuld an dem Ausfall des Traditionsfestes. Wenn Vereine Feste mit Personal organisieren, sind sie wie Unternehmen vor dem Finanzamt registrierkassenpflichtig. Die schwarz-rote Bundesregierung hatte dieses Instrument vorwiegend zur Eindämmung von Schwarzgeldzahlungen mit Wirkung zum 1. Januar 2016 beschlossen.
Auf der Facebook-Seite seiner Schützenkompanie veröffentlichte Fahrner einen Wut-Brief. In dem mittlerweile drastisch gekürzten Schreiben machte der Obmann laut dem Nachrichtenportal Unsertirol24 seinem Unmut Luft:
Liebe Freunde der Schützenkompanie St. Anton am Arlberg und des Arlberger Schützenfestes!
Die Schützenkompanie St. Anton am Arlberg, welche das diesjährige 24. Arlberger Schützenfest veranstalten sollte, sieht sich leider aufgrund rechtlicher und politischer Maßnahmen außerstande, dieses Fest durchzuführen! Die von unserem geliebten Staat Österreich auferlegten Vorschriften wie z. B.: die Registrierkassenpflicht, die Rechnungslegungspflicht, das penible Anmelden der helfenden Personen, die unzähligen Sicherheitsvorschriften (Sicherheitskonzept) und die Sperrstunde, um nur einige einzelne zu erwähnen, haben uns zu diesem drastischen Entschluß gezwungen.
Eine nicht allzu leichte Entscheidung in Anbetracht dessen, daß das Schützenfest seit nunmehr fast 50 Jahren zu einem der Sommer-Highlights in St. Anton am Arlberg zählt.
Es ist für uns als Kompanie, welche die Werte Tirols seit Jahrzehnten verkörpert und zelebriert, ein schmerzhafter Verlust; nicht nur im monetären Sinne, sondern vielmehr im ideellen.
Es tut uns sehr leid, daß wir diesen Weg wählen mußten, aber wir glauben, die Problematik liegt auf der Hand.
Nun ziehen wir mit gesenkten Häuptern und schamerfüllter Brust vom Feld.
Wir möchten uns noch kurz, aber herzlich bei unseren treuen Politikern (welche ja bekannterweise immer starke Befürworter in puncto Erhaltung der Werte und Traditionen Tirols waren) bedanken für diese traurigen Schachzüge und die bitteren Pillen.
Mit einem leisen, entwaffneten Schützenheil (Landlibell 1511)
Fest-Obmann
Andreas Fahrner
Betroffenheit und Wut über Absage
Unter dem Eintrag, der mittlerweile über 2.200 Mal geteilt wurde, zeigte sich der Großteil der Nutzer betroffen bis wütend. „Herzlichen Dank an die Regierung. Die Registrierkassenpflicht ist der Tod solcher Veranstaltungen. Ein weiterer Schritt in Richtung Abschaffung unserer Kultur ist getan“, schrieb eine Nutzerin, „brutal“, „wahnsinnig“ oder „ohne Worte“ andere. Die Schützenkompanie St. Anton reagierte mittlerweile auf die fast 300 Kommentare: „Danke an alle! Bitte weiter teilen, vielleicht hilft’s den Nächsten.“