ANKARA. Die türkischen Behörden haben einen der beiden Attentäter identifiziert, die in der türkischen Hauptstadt Ankara am Sonntagabend einen Terroranschlag verübt hatten. Es handele es sich um eine 1992 in der Osttürkei geborene Frau, die sich 2013 der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK angeschlossen habe, meldeten türkische Nachrichtenagenturen.
Bei dem Anschlag wurden mindestens 37 Menschen getötet und 125 verletzt. Die Explosion erfolgte in unmittelbarer Nähe des Kizilay-Platzes und galt möglicherweise Polizisten.
Ministerpräsident Ahmet Davutoglu hat unterdessen seine Reise nach Jordanien verschoben. Er sagte noch in der Nacht zu Montag, es gebe „konkrete Informationen über die Terrororganisation, die diesen feigen Angriff ausgeführt hat“. Die Ermittlungen würden so bald wie möglich abgeschlossen.
Regierungsviertel nicht weit entfernt
Seit den Gezi-Protesten im Frühjahr 2013 bewacht ein starkes Polizeiaufgebot die Gegend um den Kizilay-Platz. Wochenlang lieferten sich hier Polizisten und Demonstranten schwere Auseinandersetzungen. Der Kizilay-Platz und der Güven-Park wurden zum Protestzentrum der Hauptstadt. Das Regierungsviertel und der Sitz des Parlaments liegt nur drei Kilometer entfernt. Demonstrationen sind dort verboten.
Vermutlich sei eine Autobombe, die von zwei Selbstmordattentätern gezündet wurde, für die Explosion verantwortlich. Gleich neben der Sammelstelle der Polizei befindet sich eine Bushaltestelle und der Eingang einer U-Bahn-Station. Ob der Anschlag wirklich der Polizei galt und wie viele Polizisten sich unter den Toten und Verletzten befinden, ist noch nicht bekannt.
Drei Terroranschläge innerhalb eines halben Jahres in Ankara
Ein namentlich nicht genannter Polizeiverantwortlicher sagte der Presseagentur Reuters, es sei nach den ersten Eindrücken davon auszugehen, daß die „PKK oder eine linke Gruppe im Namen der PKK“ den Anschlag verübt haben könne. Dies sei noch kein abschließender Befund.
Anfang Oktober hatte ein Anschlag auf eine Kundgebung von Linken und Kurden 107 Todesopfern gefordert. Bis heute hat sich niemand zu dem Terrorakt bekannt. Mitte Februar folgte ein Anschlag auf Mitarbeiter des Militärs mit 28 Toten, für den eine kurdische Splittergruppe mit unklaren Verbindungen zur PKK die Verantwortung übernahm. (mv)