Sind Sie tolerant? In der nun beginnenden ARD-Belehrungswoche zur „Toleranz“ können Sie sich ein Bild davon machen, wie tolerant Sie wirklich sind. Bekanntes Aushängeschild der Themenwoche ist unter anderem der Musiker Jan Phillip Eißfeldt alias „Jan Delay“. Er fordert, „Jeder Mensch muß Liebe senden“, und hat in seiner unermeßlichen Toleranz kürzlich Heino als „Nazi“ geschmäht.
Doch mit ihrer Toleranz-Woche hat die ARD unbeabsichtigterweise einen Aufstand der Toleranten und Akzeptanten ausgelöst. Das Branchen-Magazin „Meedia“ meldet: „In den sozialen Netzwerken fordern die Nutzer Akzeptanz statt Toleranz und urteilen, der Sender vermittele ein Menschenbild aus dem vergangenen Jahrhundert.“ Laut „Meedia“ fühlen sich vor allem Homosexuelle dazu herausgefordert, das richtige Verständnis von Toleranz und Akzeptanz zu lehren.
Aufstand der Akzeptanten
Die ARD versucht sich nun herauszureden, indem sie den Toleranz-Begriff umdeutet. Ein Verfasser des Hessischen Rundfunks hatte noch zur Themenwoche unvorsichtigerweise erklärt: „Toleranz ist etwas, was die Mehrheit der Minderheit gewährt.“ Von dieser Auslegung rückt ein Sprecher der ARD nun ab. Hans-Martin Schmidt, verantwortlicher Koordinator der ARD-Themenwoche, erklärt gegenüber „Meedia“: „In der Tat ist der Begriff ‚Toleranz‘ eine Diskussion wert. Maßgeblich hängt es allerdings davon ab, wie man Toleranz versteht, im lateinischen Wortsinne als ‚ertragen, dulden‘, oder als Wertschätzung des anderen, trotz verschiedener Meinungen und Haltungen. Letzteres, modernes Verständnis liegt unserer Themenwoche zugrunde.“
Dennoch besteht die grüne Bundestagsabgeordnete Tabea Rößner auf eine veränderte Wortwahl. Gegenüber dem „Handelsblatt“ äußerte sie: „Das Marketing der ARD geht am Thema vorbei, denn was wir vor allem brauchen, ist Akzeptanz, anstatt lediglich zu tolerieren.“
Zusammenfassung gleichmacherischer Bestrebungen
Toleranz, Akzeptanz – was bedeuten diese Wörter eigentlich? Hier zeigt sich wieder einmal, wie Fremdwörter dazu einladen, Begriffe schwammig und austauschbar zu machen. Es fällt leichter, ihnen einen anderen Begriff unterzuschieben. Herkömmlicherweise wird nämlich unter „Toleranz“ lediglich die „Duldung“ verstanden, während für den Begriff der Zustimmung und Wertschätzung eher das Wort „Akzeptanz“ gebraucht wird. Die gesellschaftsverändernde Diversity-Doktrin („diversity“ = Vielfalt) setzt entsprechend auf das Wort „Akzeptanz“.
In der „Charta der Vielfalt“ heißt es folglich: „Wir schaffen ein Klima der Akzeptanz.“ Jegliche Art von „Geschlecht, Nationalität, ethnischer Herkunft, Religion oder Weltanschauung, Behinderung, Alter, sexueller Orientierung und Identität“ soll gleichermaßen wertgeschätzt werden. Die Diversity-Doktrin führt mit diesen Kriterien alle gleichmacherischen Bestrebungen zusammen und saugt damit auch die „Gender Mainstreaming“-Ideologie auf. Auffällig ist zudem, daß die Charta das Wort „Akzeptanz“ mit „respect“ ins Englische übersetzt. „Respekt“ bedeutet jedoch etwas ganz anderes, nämlich lediglich die Rücksichtnahme aufeinander. Diesem Wort wohnt ein geringerer gesellschaftsverändernder Impuls inne.
Diversity-Doktrin ist Regierungsdoktrin
Die „Charta der Vielfalt“ als wesentliches Dokument der Diversity-Doktrin wurde 2006 von den Großkonzernen BP, Daimler, Deutsche Bank und Deutsche Telekom ins Leben gerufen. Inzwischen sind auch Siemens und die Deutsche Welle mit im Boot. Auslöser war offenbar das im selben Jahr 2006 verabschiedete umstrittene „Antidiskriminierungsgesetz“. Das erklärt auch die enge Verbindung zur Bundesregierung: Angela Merkel ist von Anfang an Schirmherrin der Charta, die Bundesregierung ist im Vorstand des Trägervereins vertreten. Somit darf man die Diversity-Doktrin getrost auch als Regierungsdoktrin verstehen.
Die Großunternehmen erhoffen sich wohl vorrangig einen Schutz vor politischen Diskriminierungsvorwürfen. Dabei haben sie sich jedoch mit Ideologen verbündet, die den Umbau der Gesellschaft nach ihren Vorstellungen vorantreiben wollen, und mit Gruppen, die ihre Einzelinteressen mit Hilfe von Quotierungen durchsetzen wollen, weil sie es durch eigenes Vermögen nicht schaffen würden.
Machtaufbau durch Quotierungen
So erklärt Sheila Mysorekar, Vorsitzende der „Neuen deutschen Medienmacher“, in den „Potsdamer Neuesten Nachrichten“: „Diversität heißt, daß auf jeder Ebene der Berufswelt – also auch der Medien – Menschen verschiedener Geschlechter, Ethnien, Hautfarben, Alter oder Religionen anzutreffen sind, übrigens auch sexueller Orientierung.“ Leistung als Befähigung soll also zugunsten von Kriterien zurücktreten, die im Grunde rassistisch, sexistisch und so weiter sind, obwohl die Verfechter dieses gesellschaftlichen Umbaus erklärtermaßen das Gegenteil wollen.
Seit 2012 findet jährlich die Diversity-Konferenz statt, die jüngste Konferenz ist soeben in Berlin zu Ende gegangen. „300 Entscheider aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik“ trafen sich. Demonstrativ unterzeichnete Bundesministerin Manuela Schwesig die „Charta der Vielfalt“. Dort konnte sich auch Gender-Professorin Antje „Lann“ Hornscheidt zur Frage äußern, „Wie muß sich Sprache verändern, um die Vielfalt in unserer Gesellschaft widerzuspiegeln und voranzutreiben?“
Eine „strategische sprachpolitische Täuschung“
Wie diese Sprache aussehen soll, mit der die Vielfalt „vorangetrieben“ werden soll, hat Hornscheidt bereits in der „AG Feministisch Sprachhandeln“ gezeigt, die eine Anleitung „für antidiskriminierende Sprachhandlungen“ gibt. So kann man zwischen zehn verschiedenen Varianten auswählen, zum Beispiel das Binnen-I („ProfessorIn“), die a-Form („Professa“) und den statischen Unterstrich („Professor_in“). Hornscheidt selbst bevorzugt die Anrede „Professx“.
Das Gerede von „Diversity“ nennt der Betriebswirt Professor Günter Buchholz eine „strategische sprachpolitische Täuschung“: „Es ist sprachpolitisch gar nicht gewollt, daß hierüber Klarheit hergestellt wird. Mit sprachlicher Klarheit würden nämlich Widerstände geweckt werden, die gerade vermieden werden sollen.“ Daß Widerstand befürchtet wird, zeigte sich auch bei der Organisation der Diversity-Konferenz. Das normale Volk wurde nämlich bewußt ferngehalten. Dafür sorgte allein schon der Eintrittspreis in Höhe von 773 Euro und 50 Cent.