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Meinung: Die Macht der Elite-Gewerkschaften

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Leerer Bahnsteig in Berlin: Kleine Gewerkschaft, große Macht Foto: dpa
Meinung
 

Die Macht der Elite-Gewerkschaften

Erst streiken die Lokführer und dann die Piloten. Die Mini-Gewerkschaften können trotz geringer Mitgliederzahl ein ganzes Land lähmen. Europas letzte, starke Industrienation kann sich das nicht erlauben. Ein Kommentar von Andreas Harlaß.
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Cato, Palmer, Exklusiv

Bereits im August berichtete die Wirtschaftswoche, daß die Gewerkschaft der Deutschen Lokführer (GDL) der bis dato allmächtigen Eisenbahner und Verkehrsgewerkschaft (EVG) die Mitglieder abspenstig machen will, sich künftig nun auch für Zugbegleiter und Bordgastronomen zuständig erklärt.

Der aktuelle Streik ist also ein klarer Machtkampf zwischen GDL und EVG. Denen also, die es angeblich gut mit allen Arbeitern meinen, selbige aber derzeit an den Bahnsteigkanten verkümmern lassen. Auch die Piloten der Lufthansa kochen mit ihrer allmächtigen Zwergen-Gewerkschaft „Cockpit“ längst ihr eigenes Süppchen.

Piloten und Lokführer machen gute Arbeit

Mit 55 in Rente, wer träumt nicht davon? Piloten dürfen. Noch. Dazu gibt es ab Renteneintritt 60 Prozent des Gehaltes weiter. Monat für Monat rubelt es aufs Konto. Bei einem Salär von 200.000 Euro. Nicht schlecht. Sollten diese Pfründe nun angetastet werden, verendet der Kranich eben weiter im Hangar und hebt nicht nach Malle oder Costa Rica ab. Wenn dein starker Arm es will, stehen die Turbinen still.

Aber darum soll es hier gar nicht so sehr gehen. Die Kerle machen in der Luft einen harten Job, fliegen durch zig Klima- und Zeitzonen, haben Verantwortung und haben das Geld somit verdient. Genauso wie die Lokführer. Punkt. Worum es aber geht: Daß immer mehr Berufsgruppen, die genau wissen, daß sich ohne sie nichts, aber auch gar nichts dreht, die Schrauben immer fester anziehen.

Es fehlt nur noch eine Bürgermeister-Gewerkschaft

Man kann das auch Erpressung nennen Vielleicht gründen ja morgen Zimmerleute eine eigene, noch fiktive, Gewerkschaft „Holz und Dach“, die Köche den „Gerechten Löffel“ und treten in den Streik, weil Kellner mehr Trinkgeld bekommen. Die Zimmerleute lassen es künftig in die Baustelle regnen, wenn sie nicht ab sofort eine Sonnen-, Höhen- oder Kältezulage bekommen. Dazu pro Woche einen Kasten Bier und Rente ab 51. Klar ist das überzogen dargestellt.

Aber warum sollen Zimmermänner und Köche nicht das gleiche Recht haben wie Lokführer, Piloten oder Ärzte, die sich mit dem Marburger Bund auch schon längst eine eigene Interessensvertretung gebastelt haben? Vielleicht gibt’s auch bald eine eigene Bürgermeister-Gewerkschaft? Nein, das ist Quatsch. Merkt ja kaum einer, wenn die mal streiken sollten. Den Bauantrag kann zur Not auch der Dezernent unterschreiben.

England hat gezeigt, wohin allmächtige Gewerkschaften führen

Wie weit es kommen kann, wenn Gewerkschaften übermächtig werden und die eigene Suppe rühren, ohne über den Tellerrand zu gucken, zeigt der Fall England, als im Winter 1978/79 („Winter of Discontent“, deutsch: Winter der Unzufriedenheit) Gewerkschaften dafür sorgten, daß das britische Königreich im Müll versank. Die allmächtige Bergarbeitergewerkschaft und andere gaben der britischen Industrie in diesen Jahren und davor bereits den wirtschaftlichen Todesstoß.

Zwar gelang es Margaret Thatcher nach der Regierungsübernahme, die Allmacht der Gewerkschaften zu brechen, beispielsweise Pflichtmitgliedschaften abzuschaffen, aber der Einsatz kam zu spät. Eine eigene Industrie ist in England seitdem quasi nicht mehr existent. Banken, Schneider, Taxifahrer und Kneiper blieben übrig. Hoffen wir, daß Europas letzter, starker Industrienation, nämlich Deutschland, dieses Schicksal erspart bleibt.

Leerer Bahnsteig in Berlin: Kleine Gewerkschaft, große Macht Foto: dpa
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