Es funktioniert einfach nicht mehr, das alte, mediale Feindbild: „Eurohasser“ titelt Bild über den Einzug der AfD. Lange vor der Sachsen-Wahl wurde die Partei solcherart verbrämt, geschmäht, verachtet. „Rechtspopulisten“ nennen sie immer noch unisono ZDF, ARD, ja beinahe alle Medien im Lande.
Die Nazikeule steckt permanent und griffbereit im Halfter. Den Frauen Slomka und Schausten (ZDF) sah man den Widerwillen am Sonntagabend regelrecht an, als sie den Einzug der „Rechtspopulisten“ mit knapp zehn Prozent in den sächsischen Landtag in Dresden verkünden mußten. Wo doch der linksgrüne Özdemir viel netter ist als die burschikose, freche Frauke Petry von der Sachsen-AfD.
Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) lavierte dann auch nach der Verkündigung des Ergebnisses wie ein Zirkusclown, ob der Frage, mit der AfD künftig ein Regierungsbündnis einzugehen. Kein klares Ja, kein klares Nein. Symptomatische Schwäche, für eine vorgeblich konservative Lokal-Partei, die von einer unkonservativen Angela Merkel in Berlin am ganz, ganz kurzen Riemen durch die Polit-Manege geführt wird, wie weiland Willy Wuff .
Kein Vergleich zu den Piraten
Etwas sachlicher ist da schon der Spiegel, der kurz nach dem Wahlerfolg über die AfD online titelt: „Gekommen, um zu bleiben.“ Kein medialer Vergleich mehr mit den chaotischen „Piraten“, die einst barfüßig, sandalbeschuht, Hartz-IV glorifizierend, in Talk-Shows saßen (heute lädt sie kaum noch einer mehr ein) und anschließend versanken, wie eines der Piratenboote vor der Ostküste Kenias, nach dem Versuch ein russisches Handelsschiff zu kapern, dessen Mannschaft einfach die eigenen „Knarren“ zückte und zurückballerte. In etwa war es so bei dieser Wahl.
Das Sachsen-Volk zog zwar keine Waffen, aber schoß scharf – per Stimmzettel. Grüne (magere 5,5 Prozent), SPD (mickerige zwölf Prozent): Die selbsternannten Polit-Gutmenschen wurden vom Wähler zwischen Klingenthal und Görlitz regelrecht versenkt. Sachsen, das Land in dem 1989 Hunderttausende für Freiheit und Einheit auf die Straße gingen, auch mit dem Risiko im Nacken, erschossen zu werden, zeigte zur Landtagswahl 2014, wo der Barthel den Most holt.
Deutschlandweites Signal?
Die larmoyante FDP? Ab in die Wüste! Zurück ins Werbebüro geschickt. Und der selbstherrliche, herrisch und launisch auftretende FDP-Wirtschaftsminister Sven Morlok darf nun wieder, durch neu gewonnene Tagesfreizeit, seine Mitarbeiter in Westsachsen schikanieren statt seine rund 400 Ministeriums-Büromitarbeiter in Dresden. Ob die 14 neuen AfD-Abgeordneten im Landtag Akzente oder Persönlichkeiten zu plazieren in der Lage sind, werden die nächsten Monate zeigen.
Was bleibt ist das Fazit: Weit über die Hälfte der Sachsen hat bürgerlich und konservativ gewählt. Auch wenn nur die Hälfte der Wahlberechtigten antrat. Ein deutschlandweites Signal, daß die roten und grünen Utopisten, Spinner und Gutmensch-Polizisten längst im Rückzugsgefecht sind?
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Andreas Harlaß war 20 Jahre Politikredakteur bei der Bild-Zeitung in Dresden