BERLIN. Mit einer Anzeige der Alternative für Deutschland (AfD) in der linken Tageszeitung taz hat sich das Blatt Ärger mit seiner Leserschaft eingehandelt. Auf Blogs und dem Kurznachrichtendienst Twitter machen sich seit dem vergangenen Wochenende viele Abonnenten ihrem Frust über die Wahlwerbung Luft und werfen der Zeitung vor, ihre Prinzipien verraten zu haben.
Auch von einer Kündigungswelle ist in den sozialen Netzwerken mittlerweile die Rede. Die taz rechtfertigte sich am Dienstag damit, die Anzeige habe nicht gegen die Richtlinien verstoßen, die „rassistische, sexistische, antisemitische und militaristische Werbung“ ausschließen.
Bald schon neue Richtlinien?
Zu sehen war die AfD-Werbung in der linken Ecke der Berliner Regionalausgabe. Text: „In irgendeine Ecke stellt man uns ja immer. In der hier waren wir aber noch nie.“ Grund genug für mehrere Redakteure, sich von der Anzeige zu distanzieren. Zwar sei die AfD nicht mit der NPD gleichzusetzen, schrieben sieben Mitarbeiter auf dem internen taz-Blog, dennoch müßten die Werbevorgaben so geändert werden, daß die Partei nicht mehr inserieren könne.
Einer ehemaligen Leserin, die wegen der AfD-Anzeige ihr Abonnement beendete, schrieb die taz: „Reibungslos war die Entscheidung für oder gegen eine Veröffentlichung nicht. Natürlich haben wir intern über die Anzeige gesprochen – letztendlich hat unser Geschäftsführer Karl-Heinz Ruch die Anzeige freigegeben.“ Auch taz-Volontärin Svenja Bednarczyk zeigte sich empört über die Anzeige: „So nah komme ich der AfD hoffentlich nie wieder.“ (ho)