STUTTGART. Der Landesverband der kommunalen Migrantenvertretungen in Baden-Württemberg hat mehr Sensibilität im Umgang mit kriminellen Zuwanderern gefordert. Die Richter müßten auch unterschiedliche kulturelle Eigenarten eines Angeklagten beleuchten, forderte Vorstandsmitglied Rino Iervolino nach Angaben der Schwäbischen Zeitung. „Und vielleicht ergeben sich daraus dann auch individuell mildernde Umstände.“
Als Beispiel für Vorurteile im deutschen Rechtssystem nannte er den Umgang mit Gewalt in de Ehe. Oft gebe es das Vorurteil, daß diese besonders in muslimischen Familien stattfinde. „Machos und patriarchale Familienformen unter Migranten“ seien jedoch „falsche Indikatoren“.
Mehr Einwanderer in Strafanstalten
Iervolino forderte den baden-württembergischen Justizminister Rainer Stickelberger (SPD) auf, sich für neue Ausweisungsregeln für verurteilte Ausländer starkzumachen. So gäbe es auch „Sippenhaft, wenn die Familie darunter leidet, daß der Angehörige in ein anderes Land muß.“
Zudem müßten in den Strafanstalten mehr Einwanderer eingestellt werden. Diese könnten durch ihre Kenntnisse über die Bräuche und Riten anderer Kulturkreise deeskalierend wirken, sollte es zu Auseinandersetzungen kommen. Der 1998 gegründete Landesverband der kommunalen Migrantenvertretungen in Baden-Württemberg versteht sich als überparteilicher Lobbyverband für Einwanderer. (ho)