HAMBURG. Nur für knapp ein Viertel der Deutschen (24 Prozent) ist einer repräsentativen Umfrage zufolge Religion ein wichtiger Bestandteil der Lebensqualität.
Deutschland liegt damit im Vergleich von neun europäischen Ländern auf dem letzten Platz. Das geht aus repräsentativen Befragungen der BAT Stiftung für Zukunftsfragen in Hamburg unter jeweils 1.000 Personen hervor. Die Aussage „Religion ist wichtig im Leben, um glücklich und zufrieden zu sein“ bejaht fast jeder zweite Italiener (48 Prozent).
Dahinter folgen Finnen (32 Prozent), Briten und Russen (jeweils 31 Prozent), Ungarn (28 Prozent), Belgier (27 Prozent), Franzosen (26 Prozent) und Schweizer (25 Prozent).
„Familie die neue Glaubensgemeinschaft der Deutschen“
Auch bei der Frage, was den Deutschen heilig ist, rangieren der Glaube an Gott (18 Prozent), Religion (14 Prozent) sowie Gebete und Kirche (jeweils 10 Prozent) auf den letzten Plätzen. Das Heiligste ist den Deutschen der Umfrage zufolge die Familie (71 Prozent). Dahinter folgen Gesundheit (60 Prozent), Kinder (55 Prozent), Partner (52 Prozent), Freunde (49 Prozent) und Eltern (44 Prozent). Bei „Werten und Moral“ ist den Deutschen vor allem die Achtung der Menschenwürde wichtig.
Der wissenschaftliche Leiter der BAT Stiftung, Horst W. Opaschowski, kommentiert die Ergebnisse so: „Die ‘heilige Familie’ überlebt offensichtlich alle Krisen und Zeitgeistströmungen.“ Statt einer Wiederkehr der Religion komme eher eine Renaissance der Familie: „Die Familie ist die neue Glaubensgemeinschaft der Deutschen.“ Aus den Gottsuchern seien Sinnsucher geworden.
Unterschieden nach Bundesländern ist der Glaube besonders wichtig für Bürger in Baden-Württemberg (29 Prozent), Rheinland-Pfalz (27 Prozent), dem Saarland (26,3 Prozent), Hessen (25,5 Prozent) und Bayern (23,5 Prozent). Die geringste Bedeutung hat der Glaube dagegen für die Menschen in Schleswig-Holstein (4,3 Prozent), Mecklenburg-Vorpommern (4 Prozent) und Sachsen-Anhalt (1,6 Prozent) – die Region, von der einst die Reformation ausging.
Hochreligiöse haben mehr Ehrfurcht vor dem Leben
Nach Opaschowskis Angaben weist die Befragung nach, daß hochreligiöse Menschen besonders geprägt sind von Ehrfurcht vor dem Leben, der Natur und der Achtung vor der Menschenwürde. „Hochreligiös“ seien Menschen, die an Gott glauben, regelmäßig beten, einer Kirche angehören und sich selbst als religiös bezeichnen.
Wer hingegen gott- und religionslos lebe, lege deutlich weniger Wert auf Natur und Menschenwürde, Verläßlichkeit und Toleranz. Diese Werte seien aber der soziale Kitt, der die Gesellschaft in Zukunft zusammenhalte. Opaschowski: „Es muß daher ein fundamentales Interesse von Gesellschaft und Politik sein, daß Religion auch im traditionellen Sinne weiter gepflegt und im Alltag gelebt wird.“ (idea/JF)