BERLIN. Die frühere DDR-Bürgerrechtlerin, ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete und Publizistin Vera Lengsfeld wird heute mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.
Die Ehrung soll ihre Verdienste um die Erinnerung an Ursachen und Folgen der SED-Diktatur würdigen. Die Verleihung findet heute auf Wunsch von Frau Lengsfeld in den Räumen der Stasi-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen statt. Sie möchte damit auf die Gedenkstätte als ein Projekt ehemaliger politischer Häftlinge gegen das Vergessen aufmerksam machen.
Vera Lengsfeld, 1952 in Thüringen geboren, zählte zu den Gründern eines der ersten Oppositionskreise im Herbst 1981 in Ost-Berlin. 1983 erhielt die studierte Philosophin wegen ihrer regimekritischen Berufs- und Reiseverbot. Wegen „versuchter Zusammenrottung“ wurde sie im Januar 1988 im Vorfeld einer offiziellen Demonstration für die ermordeten Kommunistenführer Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht verhaftet und kam in die Untersuchungshaftanstalt Berlin-Hohenschönhausen.
Von der DDR nach England abgeschoben
Nach ihrer Verurteilung durch das Stadtbezirksgericht Lichtenberg wurde sie mit einem befristeten Visum nach England abgeschoben. Am Morgen des 9. November 1989 kehrte sie in die DDR zurück und erlebte den Mauerfall an der Bornholmer Straße in Berlin. Sie engagierte sich für die Grüne Partei der DDR in der Verfassungskommission des Runden Tisches und wurde Mitglied der ersten frei gewählten Volkskammer.
Von 1990 bis 2005 gehörte sie dem Deutschen Bundestag an, zunächst für Bündnis 90/Die Grünen, die sie 1996 im Streit um die Abgrenzung zur PDS verließ, danach für die CDU. Heute arbeitet Vera Lengsfeld als freie Publizistin in Berlin. 2002 veröffentlichte sie im Langen Müller Verlag ihre Autobiographie „Mein Weg zur Freiheit. Von nun an ging’s bergauf“. Seit einem Jahr führt sie Besucher durch die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen.