MÜNCHEN. Der bayerische Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) hat ein Denkmal zur Erinnerung an die Aufbauleistung der Trümmerfrauen in der Landeshauptstadt des Freistaats verteidigt. Das im Mai eingeweihte Denkmal zolle nicht nur den „Trümmerfrauen und der Aufbaugeneration Dank und Anerkennung“, sondern weise auch auf deren „Verantwortung“ hin, sagte Speanle dem Münchner Merkur. „Ich habe bei der Einweihung des Denkmals außerdem ausdrücklich die deutsche Schuld an der Shoah benannt“, betonte er.
Hintergrund ist der Protest der Grünen gegen den auf dem Marstallplatz aufgestellten Stein. Die Münchner Grünen-Chefin Katharina Schulze und der grüne Landtagsabgeordnete Sepp Dürr hatten diesen am Mittwoch verhüllt und den Freistaat aufgefordert, das Denkmal vom zuständigen Verein auf dessen Kosten wieder entfernen zu lassen. In München habe es keine Trümmerfrauen gegeben, argumentierte Schulze. Auf einem braunen Tuch, mit dem die beiden Grünen-Politiker den Stein verhüllten, stand deshalb: „Den Richtigen ein Denkmal – nicht den Altnazis. Gegen Spaenles Geschichtsklitterung.“
Dürr für Ehrung von Kurt Eisner
Die Grünen stützen sich bei ihrer Kritik auf das Münchner Stadtarchiv. Laut diesem seien nach Kriegsende etwa 1.500 Menschen bei den Aufräumarbeiten in München eingesetzt gewesen. 1.300 davon sollen Männer gewesen sein. „Mehr als 90 Prozent der Männer und Frauen seien zum Trümmerräumen zwangsverpflichtet worden, weil sie zu Kriegszeiten in NS-Organisationen aktiv gewesen seien“, heißt es im Bericht des Merkur.
Der Grünen-Landtagsabgeordnete Dürr warf Kultusminister Speanle daher vor, er habe mit dem Denkmal im Wahlkampf am rechten Rand fischen wollen. Seiner Ansicht nach sollte lieber an Personen erinnert werden, die die Demokratie nach Bayern gebracht hätten, sagte er. Zum Beispiel an Kurt Eisner.
Der Sozialist Eisner (zuerst SPD, später USPD) hatte am 7. November 1918 den „Freistaat Bayern“ ausgerufen und als Kopf des Arbeiter-, Bauern- und Soldatenrats den bayerischen König Ludwig III. für abgesetzt erklärt. Tags darauf wurde er vom Arbeiter- und Soldatenrat zum Ministerpräsidenten des Freistaats Bayerns ernannt. Nach der deutlichen Niederlage der USPD bei den bayerischen Landtagswahlen mußte Eisner im Januar 1919 jedoch zurücktreten. Am 21. Februar 1919 wurde er von dem monarchistischen Offizier Anton Graf von Arco auf Valley erschossen. (krk)