Auch diesmal zählte Bob Clarks Komödie „Fröhliche Weihnachten“ (1983) wieder zu den Glanzlichtern im festlichen Fernsehprogramm. Der Film spielt in den vierziger Jahren und zeigt das Familienleben aus dem Blickwinkel des neunjährigen Ralphie Parker, dessen sehnlichster Herzenswunsch, stolzer Besitzer eines Luftgewehrs mit eingebautem Kompaß zu sein, endlich in Erfüllung geht.
Das waren noch Zeiten: als kleine Jungen noch „Peng, peng, ich schieß’ dich tot“ spielen durften, als Familien noch aus Mutter, Vater und deren Kindern bestanden, als Weihnachten noch nicht als politisch inkorrekt galt.
Wenn Kinder sich die Familie aussuchen könnten, in die sie hineingeboren werden wollen, würden sich die meisten gewiß für die Art von Familie entscheiden, wie sie in „Fröhliche Weihnachten“ dargestellt wird: Die Mutter ist glückliche Hausfrau, der Vater steht in Lohn und Brot, und niemand käme je auf die Idee, sich in endlosem Psychogeschwätz zu ergehen.
Ein glücklicher kleiner Junge in einer traditionellen Familie
Ralphie wird von beiden Eltern geliebt, ohne daß sie es für nötig hielten, ihn ständig zu ermuntern, seine Gefühlswelt vor ihnen auszubreiten. Genausowenig legen sie ihm im Rahmen einer geschlechtsneutralen Erziehung nahe, sich doch ruhig einmal wie ein Mädchen zu benehmen, wenn ihm gerade danach ist. Statt dessen bringen Ralphies Eltern ihm Selbstbeschränkung und Selbstkontrolle bei. Ihm wird gar – wie furchtbar! – der Mund mit Seife ausgewaschen, als er einen derben Kraftausdruck verwendet. Und wenn er sich weigert, seinen Teller leer zu essen, muß er sich Horrorgeschichten über hungernde Kriegswaisen in Biafra anhören.
Die von Mr. und Mrs. Parker so erfolgreich angewandten Erziehungsmethoden verstoßen gegen sämtliche Gebote liberaler Elternkompetenz. Heutzutage müßte der entzückende, ganz und gar nicht frühreife Protagonist wohl zeit seines Lebens viele Stunden auf der Couch eines Psychoanalytikers verbringen – auf jeden Fall würde man ihm als Bestrafung für seine Tagträumereien und Jungenhaftigkeit Ritalin verschreiben. Doch obwohl ihm beides verwehrt wird, ist Ralphie ein glücklicher kleiner Junge. Für Liberale – zu deren axiomatischen Grundannahmen die Rolle der traditionellen Familie als Unterdrücker von Frauen und Kindern zählt – ist dies unerklärlich.
Entwertung der Familie durch den Kulturmarxismus
Theodor Adorno verknüpfte als erster die Werte der bürgerlichen Familie mit krankhaftem Autoritarismus. Adornos Ausführungen zum Autoritarismus sind in die Kinderrechtskonvention der Uno eingegangen. Allgemein gesprochen sind sich die Verfechter dieser Rechte einig, daß Kinder in der hierarchischen Struktur der traditionellen Familie entmachtet werden. Die Lösung sehen sie in einer Destabilisierung der Beziehung zwischen Eltern und Kindern durch politische Maßnahmen, die die Macht der Eltern einschränken und gleichzeitig die Macht des Kindes und seiner politischen Fürsprecher steigern.
Die amerikanischen Gründerväter wollten die Familie als „wesentlichen Urgrund einer geordneten und freien Gesellschaft“ – so der Familienexperte Allan Carlson – unangetastet lassen. Unsere heutigen Politiker und Juristen scheinen genau das Gegenteil zu beabsichtigen. Sowohl der Wohlfahrtsstaat als auch die Entscheidungen des Obersten Gerichtshofs haben dem einstigen wirtschaftlichen und sozialen Rückgrat der amerikanischen Gesellschaft unermeßlichen Schaden zugefügt: ersterer durch die schrittweise Entmündigung der Eltern als primäre Vermittler der Sozialisierung des Kindes, letzterer durch die Neudefinierung der Begriffe Familie und Ehe.
Auf kultureller Ebene ist die Familie zur Therapiegruppe abgewertet worden. Die „moderne Familie“, so Charles Sykes in seinem Buch „A Nation of Victims“, hat sich „mit den neuen Erfordernissen des Gesellschaftsvertrags abgefunden“ und „vermittelt keine Werte mehr“. Statt dessen dient sie ausschließlich noch dazu, die Entfesselung der „Selbstverwirklichung und Kreativität“ ihrer Mitglieder zu ermöglichen.
Den Preis für die Zerrüttung zahlen die Kinder
Die Liberalen haben den Sieg davongetragen. Von der einstigen Bastion der Vermittlung von Werten in der amerikanischen Gesellschaft ist kaum noch etwas übriggeblieben. Immer weniger Frauen und Kinder müssen die „Unterdrückung“ der traditionellen Familie erdulden. Heutzutage sind die meisten Mütter geschieden oder waren nie verheiratet – in den USA wächst mittlerweile jedes dritte Kind in Haushalten mit alleinerziehenden Müttern auf.
Unbelastet von einer Ehe sind Frauen auch anfälliger für Armut und Drogensucht. Den Preis dafür zahlen die Kinder. Die Zerrüttung der amerikanischen Familie – hohe Scheidungsraten und wilde Ehen – hat zu einem Anstieg von Jugendkriminalität, Drogenmißbrauch und Analphabetismus geführt. Trotz aller Bemühungen seitens des Staats, Kinder aus den „Zwängen“ des traditionellen Familienlebens zu befreien, träumt wohl jedes von den Eltern „emanzipierte“ Kind von einer Kindheit wie Ralphies.
Bob Clark übrigens, der bei „Fröhliche Weihnachten“ Regie führte, und sein eigener Sohn kamen 2007 in Los Angeles bei einem Autounfall ums Leben, den ein illegaler Einwanderer verursachte, der unter Alkoholeinfluß und ohne Führerschein in einem SUV unterwegs war.