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Schutzfrau frommen Lesens

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Es gibt einen Patron der Schriftsteller, den heiligen Franz von Sales. Auch zahlreiche weitere Heilige, in erster Linie die Evangelisten, werden als Schreibende dargestellt. Der Patron der Buchdrucker ist der heilige Johannes von Gott und seit 2001 ist der heilige Isidor von Sevilla der Patron des Internets.

Aber alles Geschriebene wartet letzten Endes doch auf den Leser. Die Kirche kennt nicht nur das Lesen aus der Heiligen Schrift als festen Bestandteil einer jeden Meßfeier; sie hat überdies stets empfohlen, den eigenen Glauben durch gute Lektüre zu vertiefen. Von zahlreichen Heiligen sind fromme Geschichten entstanden, die als „Legenden“ (wörtlich übersetzt: „das zu Lesende“) bezeichnet werden und die vor allem der selige Bischof Jacobus de Voragine in seiner „Legenda aurea“ aufgezeichnet hat.

Doch die Kirche hat das Lesen frommer Lektüre nicht nur empfohlen, sondern auch mit der Gnade eines vollkommenen Ablasses verbunden. Dieser wird gemäß der am 16. Dezember 1746 von Benedikt XIV. erlassenen Bulle „Quemadmodum“ jedem gewährt, der einen ganzen Monat hindurch täglich eine halbe oder wenigstens eine Viertelstunde dem betrachtenden Gebet oder dem andächtigen Lesen eines religiösen Schriftstellers widmet.

Sie war in ihrer Kammer eingeschlossen und las

Wenn die gute Lektüre von der Kirche so sehr geschätzt wird, verwundert es umso mehr, daß von ihr bislang kein Patron der Leser offiziell ernannt wurde. Und doch ist seit Alters her die größte aller Heiligen in der Kunst oftmals als Lesende dargestellt. Als der Erzengel Gabriel mit der Verkündigungsbotschaft zur Jungfrau Maria kommt, trifft er sie in der gotischen wie auch in der barocken Malerei in ihrem Gemach bei der Lektüre an. Sei es kniend, sei es sitzend, in einigen Fällen sogar liegend ist sie vertieft in ein Buch, das sie in aller Andacht zu lesen scheint. Gerd-Klaus Kaltenbrunner hat Maria einmal als „Schutzfrau frommen Lesens“ bezeichnet.

Schon im 15. Jahrhundert schrieb der heilige Bernhardin von Siena: „Laß dir sagen, wo der Engel Maria fand. Wo glaubst du, daß sie gerade war? Etwa am Fenster oder sonst mit einer Nichtigkeit beschäftigt? Nein. Sie war in ihrer Kammer eingeschlossen und las. Dies sei dir, Mädchen, zur Lehre daß du keine Freude daran haben sollst, müßig unter der Haustür oder neugierig am Fenster herumzustehen, sondern lieber zu Hause bleibst und dort das ‚Ave Maria’ oder ‚Pater noster’ betest oder wenn du des Lesens kundig bist, mit frommer und guter Lektüre dich beschäftigst. Lies vor allem auch das Stundenbuch und du wirst daran Freude haben.“

Mag es ein Gebetbuch gewesen sein oder auch sonst ein erbauliches, vielleicht sogar religiöses Buch, das Maria beim Eintritt des Engels gelesen hat, sie war jedenfalls aus der Sicht der bildenden Kunst mit dem geschriebenen Wort und daher sicherlich auch mit Gottes Wort beschäftigt. Gerade dadurch war sie gewiß auch bereit, das göttliche Wort leibhaftig aufzunehmen und ihm zur Fleischwerdung zu verhelfen.

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