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„funk“-Reportage: „Welches Pronomen präferierst du denn heute?“, fragt er die Vierjährige

„funk“-Reportage: „Welches Pronomen präferierst du denn heute?“, fragt er die Vierjährige

„funk“-Reportage: „Welches Pronomen präferierst du denn heute?“, fragt er die Vierjährige

Mädchen spielt mit einem Auto: Spaniens Verbraucherschutzministerium will gegen Rollenbilder in der Spielzeugwerbung vorgehen
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Ein Mädchen spielt mit einem Auto Foto: picture alliance / Sebastian Gollnow / dpa
„funk“-Reportage
 

„Welches Pronomen präferierst du denn heute?“, fragt er die Vierjährige

Die vierjährige Nova hat in allem die Wahl: Selbst ihren Vornamen und ihr Geschlecht darf sie selbst bestimmen. Die Öffentlich-Rechtlichen präsentieren in einer Reportage eine junge Familie, deren Alltag wie ein aus dem Ruder gelaufenes Gender-Studies-Seminar wirkt. Ein Kommentar.
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„Welches Pronomen präferierst du denn heute?“ – Eine solche Frage verbindet man wohl mit „Student*innen“ von Gender-Studies-Seminaren der US-amerikanischen Feministin Judith Butler. In diesem Fall richtet sie sich an ein vierjähriges Mädchen. Gestellt von „Elter 2“ namens „Fin_ja“. Die Mutter des Kindes, beziehungsweise „Elter 1“, sitzt stolz und gespannt daneben. Satire? Dystopie? – Nein, mal wieder eine „funk“-Reportage. Das Netzwerk von ARD und ZDF zielt speziell auf junge Leute zwischen 14 und 29 Jahren ab. Neben den Themen Sex, Porno und Kampf gegen Rechts, ist die „sexuelle und geschlechtliche Vielfalt“ ein Hauptanliegen der öffentlich-rechtlichen Medienmacher.

In einem Mittwoch veröffentlichten Video lautete das Thema: „Geschlechtsneutrale Erziehung: Tut das Kindern gut?“ Reporter Timm fragt die junge Familie am Frühstückstisch zunächst, wie das war, als das kleine Mädchen sich ihren Namen selbst ausgesucht hat. Ja, richtig gehört. Für die Eltern keine große Sache. Ihr Kind habe viele Varianten – geschlechtsneutrale und auch geschlechtsspezifische – zur Auswahl bekommen. Sie hätten verschiedenste Angebote und Vorschläge gemacht. „Nova, Noa, Nora, also einfach immer mal abgewechselt,“ erzählt Mutter Jule. In frühkindlicher Phase habe sich Nova zunächst für „Nono“ entschieden.

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Da die Kamera läuft und Timm aufmerksam zuhört, plant nun „Fin_ja“ mit hängenden Schultern und fliederfarbenem Kapuzenpullover die Inszenierung seiner progressiven Einstellung zur fluiden Geschlechtsidentität. Er fragt an seine Tochter gerichtet: „Wollen wir uns noch mit Pronomen vorstellen?“ Ladys first, also Jule: „Ich bin einfach die Jule, und ich benutze das Pronomen ‘sie’.“ Ihr Partner hingegen ist besonders originell und gibt sich dem Zeitgeist sogar einen Schritt voraus: „Ich bin Fin_ja, und ich benutze keine Pronomen.“ Das soll wohl bedeuten, daß er sich nicht einmal als „non-binär“ identifiziert, sondern in absoluter Geschlechtsneutralität erhaben über all diese patriarchalen Zuschreibungsversuche hinwegsetzt.

Gender-Studies-Erziehung läßt Kind freie Wahl in allem

Der Reporter ist mit von der Partie, aber genauso langweilig wie Jule: „Ich bin Timm, und ich benutze das Pronomen ‘er’.“ Der Aufhänger für die ganze Selbstinszenierung ist freilich Nova, doch die hat keine Lust, sich zu äußern. Fin_ja interveniert: „Magst du mir ins Ohr flüstern, welches Pronomen du benutzt?“ Nova schweigt, doch ihr Vater läßt nicht locker: „Oder soll ich sagen, was du häufig präferierst?“ Die Vierjährige will immer noch nicht, also fährt Fin_ja stellvertretend für seine Tochter fort. Natürlich nicht ohne sie mit einzubeziehen und seiner Gender-Theorien-Begeisterung weiter Raum zu geben: „Du kannst mir widersprechen, aber häufig sagt Nova, daß Nova keine Pronomen möchte.“ Ganz der Papa also.

Sichtlich stolz blickt Fin_ja in die Runde, und dabei wirkt er ein bißchen so, als ob er selbst erst vor kurzem gelernt hätte, was ein Pronomen überhaupt ist. Mit solchem Wissen katapultiert man sich heutzutage in die Avantgarde der woken Elite. Das „geschlechtsoffene“ Erziehungsmodell läßt Nova die ultimativ freie Wahl. Nicht nur beim morgendlichen Brotbelag oder eben Belag ohne Brot, sondern auch bei der mitunter zeitraubenden Auswahl der Strumpfhosen, Schlafanzüge, Pullis und Hosen. „Elter*innen“ wie Jule und Fin_ja gehen aufs Ganze und bringen ihren Nachwuchs dazu, das Geschlecht am besten täglich in freier Entscheidung selbst zu wählen. Um das pädagogisch zu fördern, übersetzt Jule sogar „queere“ Kinderbücher, in denen Transsexualität thematisiert wird, für Nova ins Deutsche.

Erzieherin: Nova ist manchmal überfordert

Timm, dessen Arbeitgeber „funk“ jährlich 45 Millionen Euro steuerfinanziertes Budget zur Verfügung hat, hat wohl geahnt, daß zu einer guten Reportage auch eine kritische Stimme gehört. Also besucht er flugs Novas Kindergärtnerin Angela, die die Gender-Studies-Erziehung nicht unbedingt in Abrede stellt, aber zwei Minuten Realität beiträgt. So schildert die Erzieherin, wie Nova in der Kita manchmal mit Entscheidungen überfordert war. Wen wundert’s. „Ich bin mir sicher, daß Kinder auch Erwachsenenführung, Anleitung und Orientierung brauchen.“  Manchmal sei es wichtig, „daß jemand sagt: Komm, das ist gut für dich, ich hab das für dich entschieden.“

Jule und Fin_ja bleiben jedoch bei ihrer Überzeugung. Unabhängig davon, ob Nova sich nun ihrem biologischen Geschlecht zugehörig fühle oder nicht, helfe ihre genderneutrale Erziehung Kindern, die transsexuell seien. Das sei ihm ganz wichtig, denn „Trans-Kinder haben eine richtig schwere Kindheit und Jugend und erfahren sehr viel Gewalt, gibt er zu bedenken. Außerdem nehme er Nova „durch die geschlechtsoffene Begleitung mehr als Mensch wahr“. Das Beste an dem „funk“-Beitrag sind die erfrischend bodenständigen Kommentare unter dem Video. Ob die Macher so viel Kritik erwartet haben?

Novas Lieblingsfarben sind rosa und pink

Die Entscheidungen, die dieses kleine Kind treffen müsse, seien schockierend, schreibt eine Nutzerin. „Zwischen ‘du darfst keine rosa Einhorn-Trinkflasche haben, das ist für Mädchen’ und ‘Nova was sind deine Pronomen – meistens sagt Nova, daß Nova keine hat’ gibt es bestimmt einen gesunden Mittelweg“, lautet ein anderer Kommentar.

„Wenn das Umfeld schon früh vermittelt, daß das Kind geliebt wird, egal wie es sich jetzt zuordnet, hat das Kind sichere Wurzeln. Aber in dieser Weise wie die Eltern das machen, finde ich es einfach extrem“, gibt ein weiterer Nutzer zu bedenken.

Das letzte Wort gebührt Nova und ihrer kindlichen Freiheit. Als Timm sie fragt, was ihre Lieblingsfarbe sei, antwortet die Vierjährige prompt: „Rosa und pink!“

Ein Mädchen spielt mit einem Auto Foto: picture alliance / Sebastian Gollnow / dpa
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