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Verkehrspolitik: E-Autos und Brandgefahr: 5.000 Liter mehr Wasser

Verkehrspolitik: E-Autos und Brandgefahr: 5.000 Liter mehr Wasser

Verkehrspolitik: E-Autos und Brandgefahr: 5.000 Liter mehr Wasser

Die Feuerwehr von St. Leon im Rhein-Neckar-Kreis löscht bei einer Schulung ein brennendes E-Auto: Die Akkus der E-Autos sind eine neue Herausforderung.
Die Feuerwehr von St. Leon im Rhein-Neckar-Kreis löscht bei einer Schulung ein brennendes E-Auto: Die Akkus der E-Autos sind eine neue Herausforderung.
Die Feuerwehr von St. Leon im Rhein-Neckar-Kreis löscht bei einer Schulung ein brennendes E-Auto: Die Akkus der Fahrzeuge sind eine neue Herausforderung Foto: picture alliance/dpa | Uli Deck
Verkehrspolitik
 

E-Autos und Brandgefahr: 5.000 Liter mehr Wasser

Überall in Deutschland experimentiert die Feuerwehr mit neuen Löschmethoden für E-Autos. Denn die Akkus der vorgeblich klimafreundlichen Fahrzeuge haben ihre eigenen Tücken und Gefahren.
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In Hagersheim in der Ostschweiz knallt es erst, dann entwickelt sich eine gewaltige Rußwolke und Sekundenbruchteile später steigen meterhohe Stichflammen auf – ein Elektroauto brennt. Ähnliches in einer Tiefgarage in Karlsruhe-Durlach. Hier brennt ein Hybrid-Auto. Heftiger Rauch breitet sich bis in die oberen Stockwerke aus. Da die Batterie von den Feuerwehrleuten nicht vollständig gelöscht werden kann, muß das Fahrzeug geborgen und auf einen Havarieplatz gebracht werden, wo die Batterie abkühlen kann. Der Brand des Hybrid-Autos in Karlsruhe war tatsächlich ein Unfall, die Explosion der Batterie dagegen Teil eines Experimentes, durchgeführt von Experten der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) in einem Versuchsstollen.

Im September vorigen Jahres brannten in einer Lagerhalle in Castrop-Rauxel „wegen technischen Defektes“ Hunderte E-Roller. Die Feuerwehr brauchte vier Stunden, um den Brand zu löschen. Eine Brandwache mußte danach noch einen Tag aufpassen, daß sich das Feuer durch die Lithium-Ionen-Akkus der Roller nicht erneut entzündet. Dabei liegt deren Speicherkapazität nur bei einem Vierzigstel eines E-Auto-Akkus. Noch größer war der Schaden am 7. Dezember in Krefeld-Fischeln, wo die Feuerwehr der 228.000-Einwohner-Stadt Hilfe von Nachbarkreisen und Werksfeuerwehren anfordern mußte, um 1.200 Roller und Ersatzakkus zu löschen. Die Lagerhalle stürzte durch die große Hitze in sich zusammen.

Dennoch behaupten Propagandisten der „Verkehrswende“, das Risiko für einen E-Mobil-Brand sei genauso gering wie bei einem herkömmlichen Fahrzeug mit Diesel- oder Benzinmotor. „Aus unseren Statistiken gibt es keinerlei Hinweise, daß Elektrofahrzeuge häufiger brennen als Autos mit Verbrennungsmotor“, bestätigt sogar Alexander Küsel, Leiter der Schadenverhütung beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Daß sich E-Autos ohne äußere Einwirkung oder wegen eines technischen Defekts selbst entzünden, sei extrem selten, beruhigt der im Zeitgeist segelnde  ADAC, der sich in seiner neuen Satzung nicht nur zu „Diversität“, sondern selbstverständlich auch zum „Kampf gegen die Klimakrise“ bekennt.

Spezielle Löschdecken als Lösungsansatz

Allerdings sind derzeit nur 1,3 Millionen der insgesamt 60 Millionen Kraftfahrzeuge in Deutschland E-Autos. Die Feuerwehr rechnet längst mit dem Ernstfall. Die mehr als 20.000 Kameraden seien entsprechend geschult worden, so Karl-Heinz Knorr, Vizepräsident des Deutschen Feuerwehrverbandes. Es reiche nicht aus, nur die äußeren Flammen mit Löschschaum zu ersticken, da die Energie vor allem im Innern des Akkus freigesetzt wird, wo der Brand in einem Dominoeffekt von Teilzelle zu Teilzelle überspringe. Brennt ein E-Auto, „schicken wir gleich mal 5.000 Liter mehr Wasser in Löschfahrzeugen mit raus, weil es sein kann, daß man mit 3.000 Litern nicht hinkommt“, so Knorr.

Auch weil die Batterie über einen längeren Zeitraum immer wieder in Brand geraten kann. Aktuell wird mit extrem hitzebeständigen (1.000 bis 1.300 Grad) Löschdecken experimentiert, mit denen ein brennendes Auto komplett abgedeckt werden kann. So könne ein Ausbreiten des Feuers auf benachbarte Fahrzeuge unterbunden werden. Auch neue Löschsysteme sind in der Erprobung. So soll der Akku mit Wasser geflutet werden, indem ein Löschdorn durch das Batteriegehäuse getrieben wird. Dadurch würde das benötigte Wasser reduziert und der Zeitaufwand beim Löscheinsatz reduziert.

E-Autos würden „anders“ brennen, aber für das Löschen sei nicht entscheidend, „ob eine Hochleistungsbatterie oder 80 Liter Treibstoff an Bord sind. Entscheidend ist vielmehr die Brandlast“, so Knorr. Die ist bei neueren Autos um das Zwei- bis Dreifache größer geworden, weil sie mehr Kunststoffteile haben. Nach der Einschätzung von Brandschutzexperten gehen Gefahren bei E-Mobilen nicht von Unfällen, sondern vor allem von der Ladeinfrastruktur sowie von defekten oder beschädigten Akkus aus. Sprich: Nicht der Tesla S oder ein Porsche Taycan, der kurzzeitig mit 250 km/h auf der Autobahn rast, ist das Problem, sondern eher E-Mobile, die unbeaufsichtigt geladen werden.

Sind E-Autos eine Gefahr für Tiefgaragen?

„Die ideale Sicherheitsvorkehrung wäre es, jedes Fahrzeug separat in einer eigenen feuerfesten Parkbucht zu laden – das gilt auch für Elektro-Pkw in Tiefgaragen“, erklärte Niki Traxel, Chef der Waiblinger Löschtechnikfirma Wetrax im Focus. Zusätzlich könnte die Batterietemperatur überwacht werden und Rauchmelder Ausgasungen aus der Batterie detektieren. Insgesamt würden aber selbst in Tiefgaragen E-Autos kein höheres Sicherheitsrisiko darstellen als solche mit Benzin- oder Diesel-Motoren, glaubt GDV-Chef Küsel. Weder Tiefgaragen- noch Tunnelwände oder -leitungen würden zusätzlich gefährdet. Dortige Ladestationen würden auch keine Nutzungsänderung darstellen und seien nicht erlaubnispflichtig.

Kommt es zum Brand, sind die Auswirkungen jedoch gravierend. „Die Hitzeentwicklung ist enorm und zum Löschen sind große Wassermengen nötig. Tiefgaragen, in denen es zu einem solchen Feuer kommt, können danach abrißreif sein“, heißt es vom Sachverständigenverband BVS. Und werde eine Wallbox in der Privatgarage an einer nicht feuerfesten Hausfassade installiert, könne im Brandfall während des Ladevorgangs auch die Fassadendämmung Feuer fangen und das ganze Gebäude in Brand geraten.

Ätzende und toxische Flußsäure darf nicht in die Kanalisation

Und was passiert im Fall eines Unfalls mit anderen Fahrzeugen? Der ADAC hat auch das nach eigenen Angaben in umfangreichen Crashtests untersucht und kommt zu der Einschätzung, daß eine Beschädigung der Batterien „den kritischsten Fall im Unfallgeschehen“ darstelle und daher bei der Konstruktion des Fahrzeuges soweit wie möglich ausgeschlossen werden sollte. Das geschieht, indem die Batterien im Unterboden soweit möglich vor Deformation geschützt werden.

Bleiben zwei Probleme: Die stark ätzende und toxische Flußsäure, die aus Lithium-Ionen-Batterien austreten kann, sowie das verwendete chemische Löschwasser, das auf keinen Fall in die Kanalisation geraten darf, wie Empa-Experten warnen. Das sei einfacher gefordert, als in der Praxis umsetzbar, weiß auch Feuerwehr-Vize Knorr. Im Notfall müsse etwa an einer Unfallstelle im Freien später der Boden gereinigt oder sogar abgetragen werden. Laut Studienlage würden Elektroautos deutlich weniger häufig brennen als Verbrennungs- und Hybridmodelle, resümiert der GDV. Es werde lediglich mehr über E-Auto-Brände berichtet.

Sind dann auch sich häufende Berichte über brennende Lithium-Ionen-Akkus im Hausmüll (JF 52/23) lediglich Panikmache, um die Auflagen nach oben zu treiben? Offenbar nicht, denn mit einer bundesweiten Aufklärungskampagne „Brennpunkt Batterie“ samt Aufkleberaktion sieht sich der Entsorgungsverband BDE bemüßigt, die Deutschen auf die richtige Entsorgung von Batterien und Akkus aufmerksam zu machen sowie über die Folgen einer falschen Entsorgung zu informieren.

JF 2/24

Die Feuerwehr von St. Leon im Rhein-Neckar-Kreis löscht bei einer Schulung ein brennendes E-Auto: Die Akkus der Fahrzeuge sind eine neue Herausforderung Foto: picture alliance/dpa | Uli Deck
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