BERLIN. Die Bundesregierung hat die Bekämpfung des Herero-Aufstandes durch das Deutsche Reich in einer Stellungnahme offiziell als „Völkermord“ bezeichnet. Diese Einschätzung „spiegelt die Position der Bundesregierung wider“, heißt es in der Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linkspartei, aus der die Frankfurter Rundschau zitiert. Bereits im vergangenen Jahr hatte das Außenministerium als „politische Leitlinie“ den Satz ausgegeben: „Der Vernichtungskrieg in Namibia von 1904 bis 1908 war ein Kriegsverbrechen und Völkermord.“
Anlaß für die jüngste Stellungnahme sind inoffizielle Gespräche des deutschen Sonderbeauftragen, dem CDU-Politiker Ruprecht Polenz, mit Interessenvertretern in Namibia. Dortige Politiker wünschen sich Zahlungen aus Deutschland als Wiedergutmachung für den Krieg gegen die Herero und Nama (Hottentotten), der von 1904 bis etwa 1907 dauerte. Auch nach der offiziellen Verwendung des Völkermordbegriffs entstünden keine Rechtsfolgen für Deutschland, heißt es auch in der Erklärung der Bundesregierung.
Weiße Gefangene zu Tode gefoltert
1904 erhoben sich Teile der Hereros unter Initiative von Häuptling Samuel Maharero, die gegen die schwach bewaffneten Sieder zunächst erhebliche Erfolge erzielten. Alleine am ersten Tag wurden 29 Zivilisten massakriert und teilweise zu Tode gefoltert. Streitpunkt waren die von den Rinderhirten an die deutschen Farmer verlorenen Weidegründe. Dem Aufstand schlossen sich im gleichen Jahr die Hottentotten beziehungsweise Nama an. Am 11. August 1904 gelang es deutschen Truppen, die Hereros am Waterberg zu einer Entscheidungsschlacht zu stellen.
Insgesamt kamen durch den Aufstand rund 120 deutsche Zivilisten und rund 1.200 Soldaten um. Über die Zahl der getöteten Aufständischen existieren keine verläßlichen Zahlen. (FA)