MÜNCHEN. Im Prozeß um den wegen Beihilfe zum Massenmord angeklagten mutmaßlichen KZ-Wachmann John Demjanjuk ist es zum Streit zwischen den beiden Anwälten des 89jährigen gekommen. Demjanjuks Wahlverteidiger Ulrich Busch warf dem Pflichtverteidiger Günter Maull vor, auf der Seite des Richters zu stehen.
„Gehen Sie raus aus dem Verfahren, wenn Sie meinen, daß nur der Richter recht hat“, forderte Busch seinen Kollegen nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung auf. Zuvor hatte der Vorsitzende Richter Anträge auf Einstellung oder Aussetzung des Verfahrens abgelehnt.
Nach Beendigung der Verhandlung kritisierte Busch den Pflichtverteidiger mit den Worten: „Der eigene Kollege sagt das Gegenteil von dem, was ich sage!“ und warf Maull vor, „staatsanwaltlicher als der Staatsanwalt“ zu sein. „Kommen Sie endlich auf unsere Seite“, rief Busch.
Nebenkläger schildern Erlebnisse
Demjanjuk folgte dem Prozeß am dritten Verhandlungstag im Rollstuhl mit geschlossenen Augen. Mehrere Nebenkläger schilderten ihre Verfolgung durch die Nationalsozialisten sowie die Ermordung ihrer Verwandten und Angehörigen in den Konzentrationslagern Auschwitz, Mauthausen und Sobibor.
In letzterem soll Demjanjuk Häftlinge in die Gaskammern getrieben haben. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Beihilfe zum Mord in 27.900 Fällen vor. Demjanjuk bestreitet, als sogenannter Trawnik (Hilfskraft) der Wachmannschaften in Sobibor gewesen zu sein. (krk)