Was soll man von der aktuellen Meldung halten, daß Forscher am Mitsubishi Kagaku Institute in Tokio embryonale Stammzellen (ES) des Menschen dazu gebracht haben, sich zu Spermien auszubilden? Wir erinnern uns, wie erst vor wenigen Monaten der Deutsche Hans Schöler in Pennsylvania eher zufällig Eizellen aus ES gewonnen hatte. Nun gibt es sowohl Ei- als auch Samenzellen von Menschen, die nie über das frühe Embryonalstadium hinauskamen. Man könnte also theoretisch Enkelkinder bekommen, ohne je Kinder gehabt zu haben. Die Wissenschaftler versichern, sich mit solchen Experimenten dem „Geheimnis der Entstehung von Leben“ immer mehr annähern zu wollen. In der Tat macht man sich mit einer Sache erst dadurch richtig vertraut, daß man sie anfaßt, auseinanderpult und ausprobiert, was man damit alles machen kann. Deshalb gibt es bei allen Haushaltsgeräten die „Kindersicherung“. Vor Kindern ist sonst nichts sicher, vor Fortpflanzungsmedizinern offenbar auch nicht. Kommerzielle Nachfrage gibt es allerdings von homosexuellen Paaren, die gemeinsam ein Kind haben möchten – mit den Augen von Detlef und der mathematischen Begabung von Rolf. Das geht mit der neuen Technik allein noch nicht, obwohl das einige Zeitungen irritierenderweise schreiben. Dabei ist die Voraussetzung jeder embryonalen Stammzellbehandlung doch wohl ein Embryo. Zwar nur ein sehr kleiner, aber auch dazu sind Rolf und Detlef bekanntlich nicht in der Lage. Was also tun? Man müßte das bereits geläufige Verfahren des therapeutischen Klonens mit dem eben entdeckten kombinieren. Also erst einen beliebigen Embryo mit dem Kern einer Hautzelle von, sagen wir, Rolf versehen, dann aus diesem eine Eizelle werden lassen diese und mit einer normalen Samenzelle von Detlef in vitro verschmelzen. Nun brauchen wir nur noch eine Leihmutter, um ihr den Keim in die Gebärmutter zu implantieren. Stellt sich nur die Frage, ob dieses Verfahren erlaubt wäre. Interessanter ist jedoch, woher der Einspruch kommt. Man argumentiert mit dem Wert des Embryonen, den man vernichtet, indem man ihn um seinen Kern bringt. Andere Gegenargumente sind schwer zu formulieren – wenn nicht das „Unnatürliche“ schlechthin verurteilt werden soll. Doch auch der Ausgangsembryo könnte „eingespart“ werden, indem man zum Beispiel auf einen tierischen Zelleib und entsprechend eine tierische Leihmutter zurückgriffe. Der Gynäkologe Pavos Zanos hat gerade voller Stolz zweihundert Kühe vorgeführt, die zumindest kurze Zeit mit einem Menschenbaby schwanger waren. Mit Sodomie hat das nichts zu tun, mit Hybriden aber auch nicht, denn hätte man der Sache ihren Lauf gelassen, so wären da keine kleinen Teufelchen mit Hörnern und Hufen herausgekommen, sondern ganz normale Säuglinge. Die Kuh dient nur als neutrales Gefäß; Eltern bleiben Detlef und Rolf, da beißt die Maus keinen Schwanz ab.
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