BERLIN/WIESBADEN. Die Auftragsflaute in der chemischen Industrie hat sich weiter verschärft. Zwischen Januar und August verzeichnete die Branche im Inlandsgeschäft ein Minus von 2,9 Prozent, wie neue Zahlen des Verbands der Chemischen Industrie (VCI) zeigen.
Auch im Ausland konnte die Chemie zuletzt nicht überzeugen: Die Auftragseingänge blieben schwach, die Verkäufe lagen 3,3 Prozent unter dem Vorjahreswert.
Besonders deutlich zeigte sich die Absatzkrise in Nordamerika – neue US-Zölle erschwerten dort den Export zusätzlich. Aber auch auf dem europäischen Heimatmarkt gingen die Verkäufe zurück. Ursache sind vor allem die hohen Produktionskosten in Deutschland, die es den Unternehmen zunehmend unmöglich machen, von der besseren Konjunktur in anderen Ländern zu profitieren.

Merz und das „gekaufte“ Witschaftswachstum
Parallel dazu meldete das Statistische Bundesamt, daß die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal kein Wachstum erzielt hat. Das Bruttoinlandsprodukt stagnierte, nachdem die Wirtschaftsleistung im Frühjahr bereits geschrumpft war (die JF berichtete). Deutschland entging damit nur knapp einer technischen Rezession. Die führenden Wirtschaftsinstitute hatten ein leichtes Plus von 0,2 Prozent erwartet – vergeblich.
Die Bundesregierung rechnet für das Gesamtjahr 2025 mit einem Mini-Wachstum von 0,2 Prozent, erst 2026 soll sich die Lage bessern. Kanzler Friedrich Merz (CDU) erwartet dann ein Plus von 1,3 Prozent – allerdings vor allem dank steigender Staatsausgaben für Verteidigung und Infrastruktur. Rund die Hälfte dieses Wachstums wäre somit „gekauft“.
Bürokratie belastet die Industrie
Der Handelskonflikt zwischen den USA und China, drohende US-Strafzölle auf EU-Importe, hohe Energiepreise und lähmende Bürokratie setzen der deutschen Industrie weiter zu. Zwar hat sich der Ifo-Geschäftsklimaindex im Oktober leicht verbessert, doch laut Ifo-Präsident Clemens Fuest beruhe das „mehr auf Hoffnung als auf realen Verbesserungen“.
VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup warnt: „Die deutsche Industrie rast weiter auf den Abgrund zu – und die Politik duckt sich weg. Wenn jetzt nicht gehandelt wird, könnte es bald zappenduster in der Chemie aussehen.“ (rr)
 
				 
															






