BERLIN. Aufgrund der Wirtschaftskrise erwägt jeder achte Handwerksbetrieb eine Schließung oder Übergabe. Besonders bedroht sind kleine Firmen mit bis zu neun Mitarbeitern, wie aus der neuesten Umfrage des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) hervorgeht. Darüber hinaus prüft nahezu jeder vierte Betrieb, einzelne Bereiche aufzugeben, und 42 Prozent berichteten davon, Investitionen aufzuschieben.
Für die Zeit von Januar bis März erwarten rund 47 Prozent der Befragten einen Umsatzrückgang. Darüber hinaus fallen die Erwartungen für die Auftragsbestände im nachfolgenden Quartal „deutlich negativ“ aus. „Vor dem Hintergrund der hohen Preissteigerungsraten der letzten zwölf Monate ist das ein alarmierendes Ergebnis“, mahnte der ZDH-Referatsleiter für Wirtschaftspolitik, René Rimpler.
Handwerk beklagt hohe Steuern- und Bürokratiebelastung
Als „besonders belastend“ stufen die meisten Betriebe die Steuer- und Abgabelast ein. Etwa 68 Prozent der Befragten halten diese für zu hoch. Mehr als jeder zweite Teilnehmer bezeichnete die bürokratischen Pflichten als Belastungsfaktor. „Im Durchschnitt berichten die Betriebsinhaber davon, dafür ein Viertel ihrer Arbeitszeit einzusetzen“, teilte Rimpler mit. Weitere Probleme seien der Fachkräftemangel mit 44 Prozent sowie die hohen Energiekosten mit rund 43 Prozent.
Die befragten Unternehmer nannten außerdem die wichtigsten Prioritäten für die anstehende EU-Parlamentswahl. Die höchste Bewertung erhielten die Verbesserung des Rufs der beruflichen Bildung, eine Entbürokratisierung für die mittelständischen Betriebe und ein hohes Ausbildungsniveau. Deutlich darunter lag die Vereinfachung der Zuwanderung potentieller Fachkräfte aus Drittstaaten. Als zweitgeringste Priorität liegt sie vor digitalen Verwaltungsverfahren im grenzüberschreitenden Bereich und hinter möglichen klimapolitischen Reformen. (kuk)