BERLIN. Die von der Bundesregierung geplante Stillegung der Gasnetze ist bei verschiedenen Wirtschaftsvertretern auf Kritik gestoßen. Der Präsident des ifo-Instituts, Clemens Fuest, sagte, es sei riskant, „funktionierende Anlagen abschalten zu wollen, bevor klar ist, ob und wie neue Anlagen funktionieren“. Bevor die Politik das Gasnetz abschalte und demontiere, müsse sie zeigen, „daß die Alternative funktioniert“, sagte Fuest der Bild-Zeitung.
Der Chef vom ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, Achim Wambach, äußerte sich ähnlich und warnte vor Wohlstandsverlusten. Bei der geplanten Stillegung fehle ein Plan B. „Niemand weiß, ob die Transformation auch wirklich klappt.“ Bevor nicht klar sei, wie die Energieversorgung mit Biomasse, Wasserstoff und anderen Energiequellen in Zukunft funktionieren werde, sollte das Gasnetz nicht zurückgebaut werden. Die Bundesrepublik brauche „ein gutes und vorausschauendes Risikomanagement“. Falls der bis 2045 geplante vollständige Verzicht auf Gas zur Wärmegewinnung nicht erreicht werde, brauche es rechtzeitig Alternativen.
Erste deutsche Großstadt legt Gasnetz früher still
Ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums mahnte zur Gelassenheit. „Gasnetze werden nicht zurückgebaut oder stillgelegt, bevor es eine Alternative für die Zukunft gibt. Es muß und wird einen geordneten Übergang geben.“ Um das zu gewährleisten, befinde sich die Politik in regem Austausch mit den Kommunen, den Stadtwerken, Stakeholdern und anderen Akteuren.
Unlängst hatte die Stadt Augsburg als erste deutsche Großstadt angekündigt, bereits 2035 – also zehn Jahre vor der Frist der Bundesregierung – ihr Gasnetz stillegen zu wollen. (st)