BERLIN. 11.000 Unternehmen haben allein im ersten Halbjahr 2024 Insolvenz angemeldet. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist das ein Anstieg von fast 30 Prozent, wie die Creditreform Wirtschaftsforschung am Montag mitteilte. „Die Insolvenzen in Deutschland haben den höchsten Stand seit fast zehn Jahren erreicht“, sagte der Leiter des Instituts, Patrik-Ludwig Hantzsch. Das ist demnach ein höheren Wert als in den Jahren der Corona-Pandemie.
Als Gründe führte er „die Auswirkungen der Rezession im Jahr 2023, anhaltende Krisen und die kraftlose konjunkturelle Entwicklung in diesem Jahr“ an. „Das alles zusammengenommen bricht vielen Betrieben das Genick“, so Hantzsch weiter. Die Zahlen stiegen in allen vier Hauptwirtschaftsbereichen um mindestens 20 Prozentpunkte.
Privatinsolvenzen steigen um 6,7 Prozent
Den stärksten Zuwachs verzeichneten Dienstleistungsunternehmen – ein Plus von 34,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Ebenso gehört die Mehrzahl der Insolvenzfälle von 59,1 Prozent zum Dienstleistungssektor. „Die Unternehmensstabilität in Deutschland ist derzeit so wacklig wie seit vielen Jahren nicht mehr“, faßte Hantzsch die Ergebnisse zusammen.
Doch auch bei den Verbrauchern stiegen die Konkurszahlen – ein Plus von 6,7 Prozentpunkten. Insgesamt erklärten 35.400 Personen Konkurs. Auch private Zahlungsunfähigkeit sei auf den Anstieg der Inflation und die Zinswende zurückzuführen, analysierte das Wirtschaftsforschungsinstitut. Jedoch mache auch die Novelle des Verbraucherinsolvenzrechts von Ende 2020 den Konkurs attraktiver für Schuldner. Die neue Regelung erlaube eine schnellere Restschuldbefreiung. Grundsätzlich prognostiziert Hantzsch: „Die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland dürfte 2024 aller Voraussicht nach schwach ausfallen.“ (sv)