Der Bitcoin macht immer wieder von sich reden, wenn er – gemessen in Dollar, Euro oder Yen – in die Höhe schnellt oder kopfüber in die Tiefe stürzt. Man bedenke: Seinen ersten Preis hatte er im Oktober 2009 mit umgerechnet 0,0009 Dollar, seinen bisherigen Rekordpreis erreichte er mit 75.830 Dollar im März 2024, vorige Woche handelte er bei etwa 63.000 Dollar. Nicht nur ist die Bitcoin-Preishistorie atemberaubend, auch sein Erscheinen auf der Weltbühne ist bedeutsam: Es ist der Versuch, im freien Markt ein neues, ein besseres Geld entstehen zu lassen, das den etablierten Währungen Konkurrenz macht und den Rang ablaufen soll.
Der Wirtschaftsnobelpreisträger Friedrich August von Hayek (1899–1992) steht für diese Idee eines freien Marktes für Geld quasi Pate. Doch der Bitcoin wird zwar hier und da für Zahlungen eingesetzt, aber Breitenwirkung ist damit noch nicht verbunden.
Es gibt nur wenige Güter (etwa eine Tasse Kaffee in einer argentinischen Bar), deren Preise konsequent in Bitcoin ausgewiesen sind – doch das ist es ja, was eine Währung ausmacht. Deshalb sollte man nicht von „Währung“ sprechen. „Kryptoeinheit“ ist für den Bitcoin da das geeignetere Wort. Viele halten Bitcoin, weil sie enthusiastisch auf einen Kursanstieg gegenüber dem Dollar oder Euro hoffen. Sie spekulieren darauf, mit ihren Bitcoins reich(er) zu werden. Daran ist grundsätzlich nichts verkehrt – solange man nicht nur hohe Gewinnchancen sieht, sondern gleichzeitig auch die Verlustrisiken immer mit bedenkt.
Große Unternehmen investieren in Bitcoins
Große Finanzinvestoren sind ins Bitcoin-Geschäft eingestiegen, um bei Handel, Lagerung und Spekulation kräftig zu verdienen. Seit 2017 gibt es Bitcoin-Terminkontrakte (Futures), seit Januar in den USA auch börsengehandelte Exchange Traded Funds (ETF). Das ermöglicht, an der Bitcoin-Preisentwicklung zu partizipieren, ohne ihn tatsächlich im Besitz zu haben. Das hatte sich der mutmaßliche Bitcoin-Erfinder Satoshi Nakamoto wohl anders vorgestellt. Er wollte ein dezentrales, besseres Geld in die Welt bringen, das die Menschen aus der Abhängigkeit und den Mißbrauchsmöglichkeiten des heutigen staatlich beherrschten Geldes befreitt, das nicht chronisch inflationiert, das man anonym – quasi von Mensch zu Mensch, ohne Zwischenschaltung von Banken und Finanzdienstleistern – verwenden kann.
Doch nicht nur das Engagement von Großinvestoren wie Blackrock, Fidelity und VanEck im Bitcoinmarkt ist irritierend. Problematisch ist, daß die Staaten alles daransetzen, den Aufstieg des Bitcoins zum Geld – zum universell akzeptierten Zahlungsmittel – letztlich doch zu verhindern: etwa indem man seine Verwendung durch regulative und steuerliche Drangsal unattraktiv macht oder der Bitcoin womöglich noch durch Verbote „unberührbar“ wird.
Man muß kein engagierter Bitcoin-Fan sein, um seine Fort- und Weiterentwicklung zu wünschen. Denn in seiner Reinform verkörpert er letztlich eine neue Freiheitsbewegung: die wirksame Ausschaltung des staatlichen Geldmonopols, das so viele Schäden verursacht – wie Finanz- und Wirtschaftskrisen, Inflation, wachsende Einkommens- und Vermögensungleichheit und vor allem auch einen immer tiefer und allmächtiger werdenden Staat, in dem das Individuum irgendwann gar nicht mehr zählt. Wer also pro Bitcoin ist, der ist auch für einen freien Markt für Geld. Und bei der Schaffung eines freien Marktes für Geld liegt auch der Schlüssel, um viele Übelstände in der heutigen Welt wirksam abzustellen.