KIEW. Die Ukraine hat die Lieferung von russischem Erdgas nach Europa am Mittwoch stark reduziert. Grund dafür sei die Situation in der umkämpften Region Luhansk, teilte der ukrainische Netzbetreiber am Dienstag mit und berief sich auf „höhere Gewalt“.
Die Pipline, die durch Luhansk führt, leitete zuvor über 30 Millionen Kubikmeter Gas pro Tag nach Europa. Das sei fast ein Drittel der täglich über die Ukraine nach Europa transportierbaren Höchstmenge.
Gazprom widerspricht Schilderungen
Der russische Energiekonzern Gazprom wiedersprach der ukrainischen Darstellung. Er habe „keinerlei Bestätigungen über Umstände höherer Gewalt“ erhalten, zitiert die Nachrichtenagentur Interfax eine Stellungnahme des Konzerns. Ukrainer hätten „ungestört“ arbeiten können. Da es technisch unmöglich sei, das Gas über eine andere Route zu leiten, würden die Gaslieferungen entfallen. Gazprom betonte, alle seine Lieferverpflichtungen gegenüber europäischen Kunden zu erfüllen.
Die Abhängigkeit europäischer Staaten von russischen Erdgaslieferungen führt seit dem Ukraine-Krieg immer wieder zu Kritik. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte angekündigt, Deutschland schnellstmöglich von russischen Energieimporten unabhängig zu machen.
Habecks Verhandlungen mit Katar stocken
Derzeit verhandelt er mit Katar über einen Liefervertrag für Flüssiggass. Laut der Nachrichtenagentur Reuters sind sich die beiden Parteien uneinig über mehrere Vertragspunkte. Die Gespräche stockten aus diesem Grund.
Ein Streitpunkt sei die Vertragslaufzeit. Nach dem Willen Katars soll diese mindestens 20 Jahre betragen. Habeck sperre sich dagegen, weil Deutschland bis 2040 seinen CO2-Ausstoß um 88 Prozent verringern will. Die Pläne könnten somit das Dekarbonisierungsziel des Wirtschaftsministers gefährden. (JF)