BERLIN. Das Bundeswirtschaftsministerium hat eine drastische Kostenerhöhung für den Bau der schwimmenden Flüssiggas-Terminals angekündigt. Die Mehrausgaben von rund 3,5 Milliarden Euro seien „aufgrund der sich dynamisch entwickelnden Situation notwendig“, erklärte das von Robert Habeck (Grüne) geführte Ressort gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Derzeit seien somit 6,56 Milliarden Euro an Haushaltsmitteln für das Projekt vorgesehen.
Das zusätzliche Geld wurde vom Haushaltsausschuß bereits bewilligt. „Mittlerweile konnten in umfangreichen Abstimmungen mit zahlreichen Akteuren weitere Kosten bestimmt und zunächst prognostizierte Kosten konkretisiert werden“, hieß es vom Ministerium. Die Terminals seien „zwingend notwendig“, um künftig unabhängiger von „russischen Gaslieferungen“ zu werden. Darüber hinaus betonte das Ministerium, daß „diese neue Infrastruktur“ Relevanz für die „Steigerung der Vorsorge und zur Diversifizierung“ besitze.
Bei den LNG-Terminals handelt es sich um Deutschlands erste Terminals zum Empfang und der Verteilung von Flüssiggas. Sobald alle der fünf geplanten Terminals fertiggestellt sind, soll über diese circa ein Drittel des deutschen Gasbedarfs gedeckt werden können. Habeck bezeichnete sie jüngst als „zentralen Baustein für die Sicherung unserer Energieversorgung im kommenden Winter“. Um die Lücke des fehlenden russischen Gases jedoch vollständig zu schließen, müße zusätzlich auf Gaseinsparungen von rund 20 Prozent gesetzt werden.
Linke und Grüne kritisieren LNG-Projekt
Vor dem Hintergrund, daß zwei der Terminals nun für 15 statt für nur zehn Jahre gechartert werden mußten, hat Linken-Haushaltspolitiker Victor Perli Kritik gegenüber der Ampel-Koalition geäußert. „Die Ampelkoalition hat sich mit der alternativlosen Nutzung von LNG-Gas erpressbar gemacht und muß jetzt Milliarden draufzahlen“, sagte er dem Spiegel.
Grünen-Haushaltspolitiker Sven Christian Kindler betonte „kurzfristig ist die Gasversorgung zu sichern“, warnte aber davor, „keine fossilen Überkapazitäten für die Zukunft zu schaffen“. Zudem bräuchte es im „Haushaltausschuß mehr Klarheit über die Kosten und Risiken der LNG-Projekte“. (JF)