Der Seeadler gehört mit seinen breiten, brettförmigen Flügeln zu den imposantesten Greifvögeln Deutschlands. 500 Brutpaare leben hierzulande zumeist im Osten. Ein Brutpaar gab es bis vor kurzem auch in Berlin. Doch das Weibchen ist verendet. Todesursache ist bleihaltige Munition, die über die Nahrung aufgenommen wurde. Denn Jäger schießen mit entsprechender Munition, getroffene Tiere oder deren Reste bleiben bisweilen mit Teilen der bleihaltigen Munition zurück und werden von Seeadlern verspeist. In die Berliner Tierklinik wurden von September 2008 bis Ende Februar 2009 schon ein Dutzend dieser Greifvögel eingeliefert, zehn davon hatten eine Bleivergiftung. Dabei begannen sich die Bestände seit den 1980er Jahren nach ihrer Dezimierung durch den Einsatz des Insektizids DDT gerade erst wieder zu erholen.
So kann es nicht weitergehen, sind sich Naturschützer einig. Der Naturschutzbund (Nabu) fordert, bleihaltige Munition für die Jagd zu verbieten. Alternativmunition gebe es schließlich, erläutert Nabu-Jagdexperte Gregor Beyer, der damit selbst erfolgreich zur Jagd gehe. Einer Umstellung sollte damit nichts im Wege stehen. Erste Reaktionen zugunsten eines Verbots bleihaltiger Kugelmunition gibt es schon aus den Landesforstverwaltungen der Länder Berlin und Brandenburg. Das Beispiel sollte in anderen Bundesländern Schule machen. – Selten jedoch ist ein Beitrag zum Artenschutz so leicht zu erzielen wie mit der Umstellung von einer Munitionsart auf eine andere. Im Namen des Klimaschutzes will Brandenburg die Windenergienutzung bis 2020 verdoppeln, was aber einige Seeadler mehr zerschreddern dürfte, als das heute schon der Fall ist – das sind dann alles Tiere, die in keiner Klinik gezählt werden.