Reizend war Brigitte Bardot schon als Schauspielerin. Denn die in Paris geborene Tochter einer lothringischen Industriellenfamilie wurde dank Filmen wie „Und immer lockt das Weib“ (1956) zu einem Mythos und in den folgenden Jahren zur meistfotografierten Frau Europas. Mittlerweile schreibt sie Bücher und Briefe. Und die inzwischen 74jährige nutzt seit drei Jahrzehnten ihre Bekanntheit, um gegen Frankreichs Schulen, die Medien, Emanzen oder die 68er zu Felde zu ziehen. Daß Bardots vierter Ehemann, Bernard dOrmale, ein Weggefährte von Front National-Chef Jean Marie Le Pen ist, macht sie für viele zu einer rätselhaften Gestalt. Dabei hat Bardot seit 1972 ihre Mission gefunden: den Tierschutz. Dafür hat sie die Fondation Brigitte Bardot gegründet. Die Unterstützerin der Umweltorganisation Sea Shepherd hat für ihr Herzensanliegen immer ein offenes Wort übrig. Doch mit ihren Meinungsbekundungen ist sie oft rechtlich angeeckt — etwa mit kritischen Äußerungen über das betäubungslose Schächten durch Muslime in Frankreich. Sie sei es leid, „von einer Bevölkerung an der Nase herumgeführt zu werden, die uns zerstört, die unser Land zerstört, indem sie uns ihre Handlungsweisen auferlegt“, schrieb sie vor zwei Jahren in einem Offenen Brief. Mehrere Organisationen verklagten sie deshalb. Ein Pariser Strafgericht verurteilte sie im Frühjahr dieses Jahres wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe von 15.000 Euro. Vorige Woche legte Brigitte Bardot in anderer Sache mit einem weiteren Offenen Brief nach, der sich an Sarah Palin richtet, die Gouverneurin von Alaska. „Nachdem ich schon vor mehr als zwei Jahren bei Ihrem Vorgänger die Grausamkeit der Wolfsjagd aus Hubschraubern in Alaska angeprangert habe, bin ich schockiert zu erfahren, daß Sie diese unwürdige und ganz besonders feige Methode mit Entschlossenheit und finanziellen Mitteln unterstützen“, schrieb Bardot an die 44jährige Vizepräsidentschaftskandidatin der US-Republikaner und Aktivistin der Waffenlobby NRA. Palins Initiativen gegen den Schutz von Eisbären zeigten deren „absolute Verantwortungslosigkeit und Ihre Unfähigkeit, das Leben der Tiere zu schützen oder einfach nur zu respektieren“. Ihr Einsatz für Ölbohrungen im Nationalpark Arctic National Wildlife Refuge gefährde „einen schon geschwächten Lebensraum und die gesamte Artenvielfalt in einer verwundbaren Region, die unbedingt bewahrt werden muß“. Dann wird Bardot sogar richtig persönlich: „Frau Palin, indem Sie die Verantwortung der Menschen für die Klimaerwärmung leugnen, indem Sie sich für das Tragen von Waffen und das Herumballern nach Lust und Laune einsetzen, durch zahlreiche Erklärungen von beunruhigender Torheit, machen Sie allen Frauen Schande und stellen ganz allein eine schreckliche Bedrohung und eine echte ökologische Katastrophe dar.“ Nach diesen Vorwürfen macht Bardot deutlich, worin sich Menschlichkeit beweise: „Der Schutz von Leben bedeutet zuallererst den Beweis von Menschlichkeit und Mitgefühl für alle Wesen, die diese an der Menschheit erkrankte Erde bevölkern. Da wir nur eine Weile auf dem Planeten leben, denken Sie an das Erbe, das Sie kommenden Generationen hinterlassen werden.“ Zum Abschluß fordert Bardot dann Palin auf, „sich nicht länger als einen Pitbull mit Lippenstift zu bezeichnen, denn ich kenne diese Hunde gut und kann Ihnen garantieren, daß kein Pitbull und kein anderes Tier so gefährlich ist wie Sie“. Ob sich Bardots Hoffnung erfüllen wird und John McCain und Sarah Palin die Wahl verlieren, ist nicht sicher. Jedenfalls betreibt Bardot alles andere als Wahlkampfhilfe. Indes ist in den USA die Meinungsfreiheit noch immer größer als in vielen Ländern Europas, so daß sie dort mit ihren Meinungsbeiträgen nicht so schnell rechtliche Schwierigkeiten bekommen wird. Die „Fondation Brigitte Bardot“ im Internet: www.fondationbrigittebardot.fr
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