Streng bewachte Grenzstreifen sind oft ein einzigartiges Biotop. So wird aus einer Todeszone für Menschen ein Lebensraum für Flora und Fauna. Ähnlich war es bei dem Eisernen Vorhang in der Nähe des ungarischen Ödenburg (Sopron), wo vor 15 Jahren das berühmte Paneuropa-Picknick stattfand. Inzwischen sind die Minenfelder abgeräumt, die Stacheldrahtverhaue zerschnitten, die Panzerfallen entfernt. Nun schützt hier der EU-Westen sein Territorium vor illegalen Einwanderern, aber für die Natur ist die Ruhe nach wie vor günstig. Bisher hat sich der Mensch an jener historischen Stelle nur positiv in Erscheinung gebracht, indem er einen Gedenkwald anpflanzte. In geschwungenen Linien stehen die kleinen Bäumchen auf der Wiese. An der nunmehrigen EU-Binnengrenze zeigen Gedenktafeln Fotos von den damaligen Ereignissen: ernste Soldaten und jubelnde Mitteldeutsche. Hier und da sieht man auch Erinnerungssteine und Pfähle, die von diversen Organisationen gesetzt wurden – etwa der Österreichische Apothekerverband oder die CDU-Schauenburg. Letztere setzte neben ihrem Baum einen weißen Marmorblock, in dem sie sich verewigte. Das jüngste Zeugnis der Anteilnahme ist eine zierliche Pyramideneiche, die – so kündet eine silbern glänzende Tafel – von Hessischen Tierzüchtern am 17. Oktober gepflanzt wurde. Das größte Geschenk kommt indes von der ungarisch-japanischen Gesellschaft. Die baute dort gleich eine Pagode aus Holz, wo man im Sommer Schatten oder auch Schutz vor einem unerwarteten Regenguß findet. Wer im nächsten Urlaub bei Wien oder gar Richtung Plattensee (Balaton) unterwegs ist, sollte sich diesen lebendigen Gedenkort anschauen. Es lohnt sich!