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Die verlorene Ehre der Eva H.

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Die verlorene Ehre der Eva H.

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Weihnachts-Abo, Weihnachtsbaum, Zeitungen

Jeden kann es treffen – jederzeit. Prominenz ist kein Schutz. Wer dem Zeitgeist in die Quere kommt, mit dem wird kurzer Prozeß gemacht. Egal, ob der Delinquent vorher beliebteste Fernsehmoderatorin Deutschlands und immer korrekt gegen Rechtsextremismus usw. war oder CDU-Direktkandidat mit Rekordergebnis – das Standgerichtsurteil steht von vornherein fest: Medien-Tod durch totale Ausgrenzung. Das allgemeine Unbehagen über die Kernersche „Hermans-Schlachtung“ (Focus) hat hier seinen Ursprung. Daß grummelige Rechtswähler oder sozial benachteiligte Jugendliche ohne Migrationshintergrund in die Nazi-Ecke gestellt werden, daran hat sich der durchschnittliche Medienkonsument gewöhnt, das ist normal, das regt keinen auf. Doch auf einmal saust die Antifa-Keule auf eine allseits beliebte Medienpersönlichkeit nieder, die eben noch Topquoten hatte, die voll dazugehörte, bis – ja, bis ihre im Grunde gar nicht so radikalen antifeministischen Gedanken über die Aufwertung von Mutterschaft und Familie das Mißfallen der Spätmarxisten von der Alt-68er-, Emanzen- und „Gender Mainstreaming“-Fraktion erregt hatten. Johannes Baptist Kerner hat gegen Eva Herman die mediale Höchststrafe verhängt und exekutiert: Die Exkommunikation aus dem massenwirksamen Diskurs. In dem Rauswurf vor laufender Kamera aus seiner sonst so verschnarchten Plauderrunde gipfelte eine Kampagne, die einen Monat zuvor die Springer-Presse mit der BamS-Schlagzeile „Eva Herman lobt Hitlers Familienpolitik“ losgetreten hatte. Ein bewußt böswillig interpretierter Nebensatz bei der Präsentation ihres Buches „Das Prinzip Arche Noah“ bot den Vorwand, um den ganz großen Nazi-Knüppel auszupacken. Zunächst lief alles wie am Schnürchen: Die Moderatorin verlor ihren Job, langjährige Kollegen distanzierten sich mit traurigem Kopfschütteln, Einladungen zu öffentlichen Auftritten, übrigens auch bei „Kerner“, wurden annulliert, kaum eine Stimme erhob sich zu Hermans Verteidigung. Mit einem Vortrag beim Forum Deutscher Katholiken schien der Wind zu drehen. Zwar hatte der Schirmherr, ein CDU-Minister, vergeblich auf Hermans Ausladung gedrängt und war aus Protest ferngeblieben. Aber die konservativen Katholiken feierten die gefeuerte Moderatorin als „tapfere Frau“, was der Zentralrat der Juden zum Anlaß für einen Generalangriff auf die katholische Kirche nahm. Allein der Augsburger Bischof Walter Mixa rettete die Ehre des Episkopats und nahm Herman in Schutz. Dann aber Kerner. Sein „antifaschistischer“ Showdown mit Eva Herman war offenkundig ein abgekartetes Spiel – das Stichwort zum Rauswurf kam schließlich erst, als die mehrfach aufgewärmte NS-Erregung wieder abgeklungen war und Eva Herman gerade über Kinderhorte in Sachsen-Anhalt sprach. Seine Gesprächsrunde hatte Kerner als „Alle gegen eine“-Tribunal zusammengestellt: Eine Alt-68erin, eine abgehalfterte TV-Karrieristin, ein Nachwuchskomiker, dazu im Hintergrund der Kommunismus-Verharmloser Wolfgang Wippermann, ein Historiker mit einschlägigem Stallgeruch. Und über allem der Moderator als Kommissar, der penetrant die gefallene Abweichlerin zum Reuebekenntnis drängt. So ähnlich muß man sich wohl „Selbstkritik“-Rituale auf stalinistischen Parteiversammlungen vorstellen. Der giftige Haß auf Eva Herman speist sich nicht aus „mißverständlichen“ oder „ungeschickten“ Äußerungen, deren Richtigstellung ohnehin ignoriert wird. Eva Herman ist eine Renegatin der gender-feministischen Heilslehre, wonach die Gleichberechtigung der Frau nur über die „Befreiung“ von Mutterschaft und Kindererziehung und durch die abhängige Vollzeit-Berufstätigkeit zu erreichen sei. Gegen solche Abweichler sind die schwersten Diffamierungen gerade gut genug, nicht obwohl, sondern gerade wenn sie so populär, unverdächtig und damit gefährlich sind wie eben die telegene Moderatorin Eva Herman. Die schmierige Kerner-Inszenierung war damit zugleich als Entscheidungsschlacht eines gnadenlosen Kampfes um die Meinungsvorherrschaft angelegt. Hauptakteure sind zum einen ideologische Einpeitscher wie Alice Schwarzer oder die taz-Autorin Thea Dorn, die bereits nach Eva Hermans erstem antifeministischem Buch „Das Eva-Prinzip“ die Anti-Nazi-Speere gegen die Autorin geschärft hatten, indem sie genau das taten, was Kerners „Experte“ Wippermann Eva Herman vorwarf: Sie verwechselten gezielt Konservatives mit Nationalsozialistischem. Ihnen zur Seite stehen willfährige Exekutoren, die für Quote und Auflage zu allem bereit sind. So wie die Springer-Presse, deren Bild-Zeitung abwechselnd „Hosianna“ und „Kreuzige“ ruft, um als Kampagnengewinnler an beiden Seiten zu verdienen. Oder eben Kerner, der seine Ex-Kollegin politisch korrekt belehrt, die „wahre Bestimmung der Weiblichkeit“ sei doch nicht, „zu Hause zu sitzen und Kinder großzuziehen“, sondern „ein voll anerkanntes Mitglied einer Gesellschaft zu sein“ – und damit seine eigene Frau diffamiert. Unentbehrlich sind zum dritten die Mitläufer: Die Nachplapperer und Selbst-Gleichschalter in den Mainstream-Medien, die pseudo-elitären Spötter à la FAZ-Feuilleton und Spiegel, die sich geistreichelnd um klare Stellungnahmen drücken, und die vielen, vielen Parteipolitiker, Kirchenoberen und Untertanengeister, die sich aus Sorge um Karriere und persönlichen Vorteil nicht mit den mächtigen Meinungsmachern anzulegen wagen, die an Eva Herman ein abschreckendes Exempel statuieren wollten: Wer konservative Ansichten zu Ehe, Familie und Kindern hat und sich gar als gläubiger Christ zu erkennen gibt, der ist – in Bild-Diktion – „doof oder braun“. Wagt da noch wer aufzumucken? Zum Glück: Ja. Die zwanzigtausend Zuschriften, für die sich Eva Herman auf ihrer Internetseite bedankt, die Leser, die zu den Online-Berichten der überregionalen Medien viele tausend Kommentare verfaßten, wo sonst bestenfalls Dutzende stehen, die Youtube-Nutzer, die den „Kerner“-Mitschnitt auf der Rangliste der meistgesehenen und meistdiskutierten Videos ganz nach oben brachten – sie begehren vielstimmig gegen diesen totalitarismusverdächtigen Putschversuch wider die Meinungsfreiheit auf. Schon schließt der Focus aus der Publikumswut, die „Tabuzüchter“ seien zu weit gegangen. Widerspruch, massenhafter zumal, ist nicht vergebens – das ist immerhin ein ermutigender Aspekt der Causa Herman. Zeit also, die Meinungsgouvernanten zu verabschieden. „In aller Freundlichkeit“, natürlich.

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