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Es wird ernst

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Wir befinden uns im Kampf der Kulturen. Nur wer blind ist, kann das bestreiten. Seit ein paar dänische Karikaturisten Mohammed zeichneten, sind in islamischen Ländern bei Protesten mehr als fünfzig arabische, afrikanische und asiatische Christen umgebracht worden, weil sie nicht den Beleidigten, sondern den Beleidigern zugerechnet wurden; in Berlin erheben sich junge Türken aus den Kinosesseln und skandieren „Allah ist groß“, wenn in dem Film „Das Tal der Wölfe“ ein moslemischer Prediger über den langen Atem spricht, den die islamische Welt im Kampf gegen die USA und ihre Satrapen benötige (siehe Seite 10). Es sind dies Einwanderer der dritten Generation, und sie verlassen nach dem Ende der Vorstellung einen Raum, der für zwei Stunden wirkmächtiger Identität stiftete, als das die deutsche Restkultur im Wedding oder in Neukölln je könnte. Derweil sitzt bei Sabine Christiansen der Grünen-Politiker Volker Beck, und an ihm kriecht die Erkenntnis hoch, daß der multikulturelle Traum nicht nur geplatzt ist, sondern daß sein, Becks, linksliberales Lebensmilieu dort keinen Raum mehr findet, wo das Deutsche nach einer kurzen, bunten Phase sich ins Nicht-Deutsche verwandelt hat. So also sieht es wohl aus, wenn die „Dinge“ ins Rutschen geraten: Es wird ernst, und vor laufender Kamera wird einer ratlos, der in seinem machtgesättigten Politiker-Leben nichts zu Ende dachte, sondern mit der Zukunft seines Lands spielte. Beck geriet in dem bequemen Sessel neben Christiansen und gegen Peter Scholl-Latour arg in die Defensive: Der warf ihm vor, verantwortlich zu sein für einen Zustand, mit dem wir nicht umgehen können. Unser Land gleitet uns aus den Händen. In vielerlei Hinsicht ist es zu spät. Der Wedding, Kreuzberg und Neukölln sind für Deutschland verloren, ebenso ganze Viertel in Mannheim, Stuttgart, Offenbach, Hannover und den meisten anderen westdeutschen Großstädten. Verloren, das heißt: Integration ist dort nicht mehr möglich, wenn mit Integration die Eingliederung des Ausländers in die politische und kulturelle Tradition des neuen Heimatlands gemeint ist. Denn das Ziel ist ja die gemeinsame Zukunft, und welche, wenn nicht die deutsche, könnte in Deutschland das Ziel sein? Daß die Zukunft in Deutschland keine deutsche sein muß, zeigt die Entwicklung der letzten 20 Jahre. Die Selbstverständlichkeit der Integrationsrichtung ist in Frage gestellt und in den genannten Stadtteilen bereits umgekehrt. Der Deutsche ist dort schon längst zur Minderheit im eigenen Land geworden und schaut, wo er bleibt, wenn er auf die Mehrheit trifft. Auch dem Schriftsteller Botho Strauß fällt dieser Umstand mittlerweile auf. Verblüfft sieht er im Beobachteten Vorboten eines „Konflikts“ und schreibt darüber einen Text (Spiegel vom 13. Februar), auf den der FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher flugs und zustimmend antwortet. Die Texte von Strauß und Schirrmacher markieren einen veränderten Ton, das steht außer Frage. Sie wirken indes recht hilflos in ihrem Ansinnen, die Lebenswirklichkeit als deutsche Minderheit in Deutschland zu beschreiben und in dieser Situation auch noch Mindeststandards an Toleranz und Gemeinsamkeit einzufordern. Strauß sucht den gemeinsamen Nenner von Eingeborenen und Einwanderern in der Hingabe an eine säkulare Karriere: McDonald’s und eine Banklehre haben noch jeden korrumpiert. Schirrmacher hofft, die eingewanderten Muslime von ihrer Rückbindung an die Herkunftsländer trennen zu können. Man müsse diese Burschen vor den Einflüsterungen von zu Hause schützen. Dieser Tip wirkt hilflos, weil Schirrmacher diejenigen zu benennen vergißt, die in der Lage wären, sich „diese Burschen“ einmal zur Brust zu nehmen. Und so zeigen solche mit leichtem Schauer vorgetragenen Überlegungen deutlicher als alles andere, daß wir Deutschen für einen Kampf der Kulturen noch nicht gerüstet sind. In unserem Zustand kann man nicht antreten gegen einen mit starker Identität, mit Glauben und Zukunftsgewißheit ausgerüsteten Gegner. Was Strauß und Schirrmacher zu berichten wissen, ist klug beobachtet. Beide aber ziehen keine Konsequenzen. Dabei sind die Schlußfolgerungen nicht schwierig, und die ersten Maßnahmen, die wir im Kampf der Kulturen zu ergreifen haben, zielen auf die Klärung unserer Lage: 1. Wir müssen Grundsätzen und Begriffen ihre Bedeutung und ihre definitorische Kraft zurückgeben. Identität etwa ist keine Privatangelegenheit. Sie ist nicht herstellbar, kein Akt der freien Entscheidung, kein Griff in einen Puzzlekasten. Das Kollektive, das Wir als Größe, der man nicht entrinnen kann, kehrt mit Macht zurück. Wir müssen das „Wir“ definieren und vom „Nicht-Wir“ scheiden. Das „Wir“ darf nicht zerredet werden, und es sieht so aus, als sorgte der Machtanspruch geschlossener Einwanderergruppen zuverlässig dafür, daß selbst dem nationsvergessenen Deutschen sein Deutschsein aufgeht. Im Kampf der Kulturen stoßen das Ich, das Individuelle, die Selbstverwirklichung an ihre Grenzen. 2. Wir müssen die Ideologen der multikulturellen Gesellschaft stellen. Bereits jetzt hört ihnen kaum einer mehr gläubig zu. Aber das darf uns nicht genügen. Wir müssen eine zweite Vergangenheitsbewältigung anstoßen. Wir müssen diejenigen demaskieren, die unser Volk in die Krise geführt haben. Wir haben in der Analyse der Fehlentwicklung Roß und Reiter zu nennen, die verantwortlichen Politiker und Intellektuellen also. Wir dürfen ihnen nicht glauben, daß sie es gut meinten mit Deutschland. Die meisten meinten es nicht gut, sie wußten, was sie taten, sie wollten die Bundesrepublik umgründen und aus unserem Volk eine Bevölkerung machen. Mit diesen Leuten kann man nicht an einem Strange ziehen. 3. Wir müssen die Realität der multikulturellen Gesellschaft in Deutschland aktuell und gründlich dokumentieren und das Ausmaß der Verheerung und des Verfalls für jeden nachvollziehbar zugänglich machen. Wir brauchen eine Bestandsaufnahme. Die Internetseite www.migrationwatch.com leistet diese notwendige Arbeit für England bereits seit einigen Jahren, sie muß in Deutschland Nachahmer finden. 4. Wir müssen bei uns selbst beginnen. Wir müssen unsere Zukunft wollen. Wir müssen damit aufhören, eine alternde Gesellschaft für charmant oder interessant oder lebenswert zu halten. Daß die jungen Männer die Zukunfts-Macher einer Nation sind, schlicht die Anzahl der „Söhne“ also etwas über die Dynamik eines Volks aussagt, ist eine im kinderarmen Deutschland verdrängte Wahrheit. Wir brauchen mehr Kinder. Jede Änderung der Verhältnisse beginnt mit radikaler Kritik, mit Klärung der Lage, Zuspitzung der Begriffe, Suche nach Verbündeten. Foto: Picture-Alliance / ZB Installation im Lichthof des Berliner Reichstagsgebäudes: Die Ideologen der multikulturellen Gesellschaft wollen aus dem deutschen Volk eine beliebige Bevölkerung machen

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