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Das große Vergessen

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Wer war noch einmal Erich Honecker? Doofe Frage, meinen Sie? Für heutige Schüler gar nicht so einfach zu beantworten. Nach einer kürzlich veröffentlichten Studie der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur konnten von 5.600 befragten Schülern nur 22 Prozent sagen, daß Honecker langjähriger SED-Parteichef war. Auf diese schockierenden Zahlen machte jetzt der Leiter der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, aufmerksam. Die Gedenkstätte im ehemaligen Stasi-Gefängnis mache ähnliche Erfahrungen, sagte Knabe. Wenn er Schülergruppen nach Honecker frage, hielten diese ihn oft für einen früheren Bundeskanzler oder gar „für den Mann, der die Juden in Deutschland gerettet hat“. Die nach dem DDR-Volksaufstand benannte Straße des 17. Juni werde mit „dem Tag der Love Parade“ in Verbindung gebracht. Siebzehn Jahre nach dem Fall der Mauer eine ernüchternde Bilanz. „Wenn nach Römern, Griechen und Nationalsozialismus irgendwann die DDR dran ist, beginnen meist die Sommerferien“, sagte Knabe gegenüber der Presse. Viele Lehrkräfte zeigten am Thema DDR wenig Interesse. „Für ein Fortbildungsseminar in der Gedenkstätte haben sich kürzlich ganze drei Pädagogen angemeldet.“ Die Mindestzahl für solche Seminare betrage normalerweise zehn Teilnehmer. Er hüte sich zwar vor Pauschalisierungen, die Erfahrung zeige aber, „daß es nur einzelne sind, die sich wirklich engagieren“. Hier wird erkennbar, wie oberflächlich das Gerede von einer „Erinnerungskultur“ ist. Die DDR verschwimmt zu einem kauzigen Reservat, in dem es lustige Multifunktionstische, schrille Klamotten und knubbelige Plastikautos gab – Stoff für launige Komödien, Ostalgie-Parties und das hippe, kürzlich in Berlin eröffnete „DDR-Museum“, das den „Alltag eines vergangenen Staates zum Anfassen“ bietet. Wen verwundert angesichts dieser unernsten Beschäftigung mit der Hinterlassenschaft des Kommunismus in Deutschland das Desinteresse, mit dem aktuell die Zukunft der Stasi-Unterlagenbehörde diskutiert wird (siehe auch Meinungsbeitrag von Detlef Kühn auf Seite 2)? Und wer nimmt Anteil an der Empörung der DDR-Opferverbände, die entsetzt auf die Nachricht reagierten, daß aufgrund einer Verfassungsgerichtsentscheidung 11.000 Angehörige der SED-Nomenklatur Rentennachzahlungen in Höhe von 107 Millionen Euro erhielten, während das Thema Opferrenten auf Eis liegt? Positiv ist zu vermelden, daß auf der Berliner Schloßfreiheit zum 20. Jahrestag des Mauerfalls am 9. November 2009 ein „Nationales Freiheits- und Einheitsdenkmal“ entstehen soll. So wünscht sich dies als Sprecher des Initiatorenkreises des überparteilichen Vereins Deutsche Gesellschaft der Bürgerrechtler Günter Nooke, derzeit Menschenrechtsbeauftragter der Bundesregierung. Als Widmungstext für das Denkmal stellt sich der Kreis aus Patrioten von links bis rechts die Zeile „Wir sind das Volk – wir sind ein Volk!“ vor. Nooke sieht das Projekt gar als „Zeichen für das wiedergewonnene Selbstbewußtsein der Nation“. Das läßt hoffen. Informationen zum Denkmal: www.deutsche-gesellschaft-ev.de

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