MAGDEBURG. Der Virologe Klaus Stöhr hat davor gewarnt, daß die Vogelgrippe auch auf Menschen übertragen werde – mit verheerenden Folgen: Das H5N1-Virus habe alle Voraussetzungen, um eine Pandemie auszulösen, sagte er in einem Interview mit der Mitteldeutschen Zeitung. Die Gefahr einer Übertragung und Anpassung an den Menschen sei „nicht zu unterschätzen“.
Stöhr, der in der Corona-Zeit gegen die von der Politik verbreitete Panik eingetreten war und auch seinen Kollegen Christian Drosten sowie den den damaligen Gesundheitsminister Karl Lauterbach scharf kritisiert hatte (die JF berichtete), sieht nun Grund zur Sorge. Der langjährige Leiter des Influenza-Programms bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sprach sich dafür aus, Vorsorge zu treffen.
So sollten Impfstoffe entwickelt und die Pandemiepläne weltweit auf den neuesten Stand gebracht werden. Auch die Überwachung von Tierbeständen müsse verbessert werden. Die Gefahr bestehe darin, daß das Virus inzwischen weltweit in Wildgeflügel verbreitet sei: „Damit gibt es jetzt unendlich mehr Möglichkeiten der Übertragung und Anpassung an den Menschen“, warnte er.
500.000 Tiere wegen Vogelgrippe gekeult
Allerdings schränkte der 66jährige ein, bisher sei das Infektionsrisiko für Menschen extrem gering.
Die Vogelgrippe hat sich in Deutschland in den vergangenen Wochen rasant ausgebreitet. Das Friedrich-Loeffler-Institut teilte mit, seit Anfang September seien 31 Ausbrüche in Tierhaltungsbetrieben registriert worden. Mehr als 500.000 Nutztiere mußten gekeult werden, nachdem sich einige von ihnen bei Wildvögeln angesteckt hatten.
Der Vizepräsident des Friedrich-Loeffler-Instituts, Martin Beer, rief gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland die Menschen dazu auf, kranke und verendete Wildvögel nicht zu berühren. „Ganz wichtig: Die Tiere nicht anfassen und nicht selbst irgendwohin bringen. Bitte nicht zum Veterinäramt fahren, sondern dort anrufen und den Fund melden.“ Offenbar fürchtet auch er eine Übertragung auf den Menschen. (fh)






