BERLIN. Die Deutsche Bank hat dem Verband „Die Familienunternehmer“ einen Mietvertrag für eine Veranstaltung im kommenden Jahr gekündigt. Grund: Bei einer Veranstaltung der Familienunternehmer im Oktober hatte der Verband auch die AfD eingeladen. Dieser sogenannte parlamentarische Abend fand in einer Niederlassung der Deutschen Bank Unter den Linden im Zentrum Berlins statt.
Über die Kündigung berichten das Handelsblatt und die Zeit am Montag. Die Bank und der Verband wollten die Stornierung demnach nicht offiziell bestätigen. Ein Sprecher der Deutschen Bank betonte aber mit Blick auf die vergangene Veranstaltung: „Die Deutsche Bank hatte keine Kenntnis von der Gästeliste und auch keinen Einfluß darauf.“
„Das ist nur noch zum Kopfschütteln“
Der wirtschaftspolitischer Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, Leif-Erik Holm, zeigte sich am Montag gegenüber der JUNGEN FREIHEIT fassungslos: „Das ist nur noch zum Kopfschütteln. Bisher kriegte die AfD oft keine Räume, aber jetzt sind offensichtlich auch die dran, die mit der AfD reden. Das ist nur noch peinlich für das vermeintlich freieste Deutschland aller Zeiten.“
Holm hatte für die AfD an dem nun kritisierten Abend der Familienunternehmer im Oktober teilgenommen. Natürlich müsse jeder Verband, der seine Arbeit ernst nehme, das Gespräch mit der Partei suchen, fuhr der Politiker fort. „Zumal unsere freiheitlichen Wirtschaftskonzepte den Unternehmern wieder mehr Spielraum geben würden.“
Der Hauptgeschäftsführer der Familienunternehmer, Albrecht von der Hagen, hatte in der vorvergangenen Woche gegenüber The Pioneer betont, man verabschiede sich von den Brandmauern. „Diese Brandmauer zur AfD – auch auf Bundesebene, die von den meisten Verbänden bislang aufrechterhalten wurde – hat nichts gebracht.“
Von den AfD-Inhalten distanziert sich der Verband
Gleichzeitig distanzierte sich von der Hagen von den Inhalten der AfD: „In den Fachaustausch gehen wir jetzt mit ihnen, um ihnen aufzuzeigen: Mit der Wirtschaftspolitik, die sie bisher in ihrem Programm haben, würden wir alle einen phänomenalen Schiffbruch erleiden.“

Verbandspräsidentin Marie-Christine Ostermann bestätigte im Handelsblatt ebenfalls, daß das „Kontaktverbot“ zu AfD-Bundestagsabgeordneten aufgehoben worden sei. Als Koalitionspartner wolle man die Blauen aber nicht sehen. Die Sehnsucht nach der Partei könne verfliegen, wenn deutlich gemacht werde, daß deren Politiker unterhalb „toller Überschriften“ oft „inhaltlich blank oder widersprüchlich“ seien.
Weiterer Verband überdenkt Haltung
Auch andere Verbände denken über ihre Haltung gegenüber der AfD neu nach. So betonte der Bundesgeschäftsführer des Bundesverbands Mittelständische Wirtschaft (BVMW), die Umfragewerte sprächen derzeit „nicht dafür, daß die Strategie der Brandmauer erfolgreich funktioniert hat“. Sein Verband werde sich „nicht wegducken und in seinen Gremien zeitnah eine Position erarbeiten“ (die JF berichtete).
Kritik kommt dagegen aus der SPD. Der Wirtschaftspolitiker Sebastian Roloff merkte an, eine Partei, die als „gesichert rechtsextrem“ eingestuft sei, könne kein normaler Gesprächspartner sein. „Nur weil gerade viele Menschen, auch aus Frust gegenüber anderen Parteien, der AfD ihre Stimme geben, ist das kein Grund für eine Normalisierung.“
Der Verband „Die Familienunternehmer“ versteht sich als Stimme der Familienunternehmer in Deutschland. „Wir vertreten die Interessen von 180.000 Familienunternehmen aus allen Branchen und Unternehmensgrößen“, heißt es auf der Website. (ser)





