BIELEFELD. Die Universität Bielefeld hat bald eine Professur für „Gender-Gerechtigkeit in der Angewandten Mathematik“. Die Stelle ist ab September unbefristet besetzt und wird mit 450.000 Euro durch das Kulturministerium Nordrhein-Westfalen finanziert.
Bereits im Wintersemester 2022/23 hatte die mathematische Fakultät der Hochschule eine „Gender-Gastprofessur“ eingerichtet. Im Mittelpunkt der neuen Professur steht die Erforschung geschlechterspezifischer Verzerrungen in Algorithmen, etwa im Bereich Künstliche Intelligenz und Data Science.
Künftig sollen mathematische Methoden entwickelt werden, um vermeintlich diskriminierende Strukturen in digitalen Systemen zu erkennen – und zu „korrigieren“. Damit wolle man laut Hochschule „verfestigte Geschlechtervorstellungen“ in digitalen Anwendungen aufbrechen. Neben einer Promotion in Mathematik oder Informatik wird dafür auch „Diversity- und Genderkompetenz“ verlangt – ebenso wie die Bereitschaft, sich studentischer Kritik zu stellen, berichtet die Plattform Apollo-News.

Mathematik sei überwiegend männlich geprägt
Die Präsidentin der Hochschule, Ingeborg Schramm-Wölk, betont indes die gesellschaftliche Relevanz: Es sei dringend erforderlich, wissenschaftliche Methoden zu entwickeln, damit „mangelhaft trainierte KIs“ keine „überkommenen Geschlechterbilder“ zementieren. Parallel dazu sollen mehr Mädchen und Frauen für ein MINT-Studium gewonnen werden.
Die Universität Bielefeld engagiert sich seit Jahren für mehr „Diversität“: Seit 2012 gibt es dort wechselnde „Gender-Gastprofessuren“ in verschiedenen Fachbereichen. Die Mathematikerin Nicola Oswald, Gastprofessorin im Wintersemester 2022/23, erklärte etwa, sie wolle gegen das „überwiegend männliche Image“ der Mathematik ankämpfen. (rr)