BERLIN. Zwei Tage nach der Bundestagswahl hat die Bundesregierung zuvor ausgesetzte Einreiseflüge für Afghanen wieder aufgenommen. Wie die Welt berichtet, seien am Dienstag morgen 155 Afghanen am Hauptstadtflughafen Berlin-Brandenburg gelandet. Diese würden über verschiedene Aufnahmeprogramme einreisen.
In den vergangenen dreieinhalb Jahren hat die Bundesregierung bereits knapp 36.000 Personen aus Afghanistan per Flugzeug nach Deutschland geholt. Laut dem Auswärtigen Amt handelt es sich dabei um Ortskräfte, die der Bundeswehr bis zu deren Abzug im Juni 2021 halfen. Zusagen für ein Leben in Deutschland sprach die Bundesregierung gegenüber mehr als 48.000 Afghanen aus. Gekostet habe das Unterfangen bisher mehrere Hundert Millionen Euro, berichtet die Welt weiter. Angesetzt war dafür einst ein zweistelliger Millionenwert.
Kurz vor der Bundestagswahl und nach zahlreichen teils terroristischen Gewalttaten durch Afghanen stoppte das Bundesinnenministerium weitere Einreiseflüge. Offiziell führte das Haus logistische Probleme als Grund für zwei kurzfristig abgesagte Charterflüge an. An dieser Erzählung hegen Diplomatenkreise laut Welt allerdings Zweifel. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) habe aus wahlkampftaktischen Motiven gehandelt.
3.000 Afghanen warten auf Einreise nach Deutschland
Weiterhin warten rund 3.000 Afghanen in Islamabad auf eine Ausreise nach Deutschland. In der pakistanischen Hauptstadt finden Sicherheitsüberprüfungen vor den Charterflügen in die Bundesrepublik statt. Dafür stellt Pakistan temporäre Visa aus, die allerdings spätestens zum 31. März auslaufen. Erste Abschiebungen nach Afghanistan fanden bereits statt. Mit deutscher Unterstützung seien die meisten jedoch wieder nach Pakistan gelangt, schreibt die Welt.
Derzeit bemühe sich das Auswärtige Amt darum, eine Visa-Verlängerung der Afghanen zu erwirken. Derweil sei ihre Situation in Pakistan angespannt. Viele hätten ihre Besitztümer verkauft, eine Perspektivlosigkeit setze ein, die Zahl der Suizidversuche steige, berichtet das Blatt unter Berufung auf Personen vor Ort. Die Frage stünde im Raum, ob die Bundesregierung durch ihre Afghanistan-Aufnahmeprogramme die Situation womöglich verschlechtert habe. (sv)