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Christdemokratin und Ex-Weinkönigin: Neue Bundestagspräsidentin Julia Klöckner: Merz’ Mädchen

Christdemokratin und Ex-Weinkönigin: Neue Bundestagspräsidentin Julia Klöckner: Merz’ Mädchen

Christdemokratin und Ex-Weinkönigin: Neue Bundestagspräsidentin Julia Klöckner: Merz’ Mädchen

CDU-Politikerin, ehem. Bundeslandwirtschaftsministerin und neue Bundestagspräsidentin Julia Klöckner, Parlamentssaal des Deutschen Bundestags um Berliner Reichstag, Foto: Imago / Future Image & Ipon
CDU-Politikerin, ehem. Bundeslandwirtschaftsministerin und neue Bundestagspräsidentin Julia Klöckner, Parlamentssaal des Deutschen Bundestags um Berliner Reichstag, Foto: Imago / Future Image & Ipon
Klöckner, Plenarsaal des Reichstags: Kuschen vor den Grünen, Foto: Imago / Future Image & Ipon
Christdemokratin und Ex-Weinkönigin
 

Neue Bundestagspräsidentin Julia Klöckner: Merz’ Mädchen

Julia Klöckner galt einst als konservative Hoffnung in der CDU. Nun ist die Winzertochter, ehemalige Weinkönigin und Bundeslandwirtschaftsministerin ins zweithöchste Staatsamt aufgestiegen – und enttäuscht sofort auf ganzer Linie.
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Katholisch, konservativ, Klöckner – so könnte die Kurzversion lauten, wollte man die neue Bundestagspräsidentin in nur drei Worten beschreiben. Daß es über Julia Klöckner deutlich mehr zu erzählen gibt, versteht sich von selbst. Sie zählt zu Friedrich Merz’ loyalsten Anhängern. Im Wahlkampf hängte sie sich mächtig für ihn rein, gab besonders in den sozialen Medien alles. Innerhalb der Union sympathisieren die meisten mit ihr, wenngleich sie von einigen auch etwas belächelt wird. „Ich mag sie, aber eine politische Vordenkerin ist sie nicht unbedingt“, meint etwa ein Unionspolitiker, der mit ihr gemeinsam Wahlkampf geführt hat und ungenannt bleiben will, gegenüber der JF.

Die 52 Jahre alte, in Bad Kreuznach bei Mainz geborene Christdemokratin gilt als rheinische Frohnatur, aber auch als „eine Spur zu redselig“. Der wohl künftige Kanzler Merz belohnte ihre Loyalität 2022 mit dem Amt der Bundesschatzmeisterin und wirtschaftspolitischen Sprecherin der Unionsfraktion – jetzt kommt Deutschlands zweithöchstes politisches Amt hinzu.

Julia Klöckners traditionelle, heimatverbundene Welt

Ihre Verbundenheit zu Merz ist kein Opportunismus. Inhaltlich liegt sie mit dem Sauerländer mehr auf einer Wellenlänge als mit Merkel, mit der sie lediglich durch ihre zwei geschiedenen und kinderlosen Ehen Gemeinsamkeiten aufweist. Ansonsten war ihre Loyalität zur Uckermärkerin schon mehr von Opportunismus geprägt. Merkels Linkskurs paßte nie in ihre traditionelle, heimatverbundene Welt, die auf dem katholisch-konservativen Wertefundament ihres 2018 verstorbenen Vaters Aloys Klöckner fußt und sich stets rund um den Wein drehte.

Die Deutsche Weinkönigin (1995) und Tochter eines Winzers absolvierte nach einer Hospitanz beim SWR ein Volontariat im auf Getränkepublikationen spezialisierten Verlagshaus Meininger, wurde Redakteurin der Weinwelt und leitete von 2001 bis 2009 das Sommelier-Magazin. Kein Wunder, daß Gäste in ihrem Bundestagsbüro nach 17 Uhr stets ein Glas Wein angeboten bekommen.

Als Frau paßte sie Anfang der 2000er Jahre gut in den Förderkreis Angela Merkels, die sich damals mit Hilfe der Frauen Union (FU) zielstrebig eine Hausmacht in der Partei aufbaute. Per Liste zog Klöckner 2002 in den Bundestag ein, erlebte mit, wie Merkel den ihr damals bereits bestens bekannten Merz als Fraktionschef absägte und arrangierte sich mit der Situation.

Mit der Werteunion auf Kriegsfuß

Die Belohnung: Ein Jahr später saß sie im FU-Bundesvorstand, 2010 wurde sie CDU-Landesvorsitzende in Rheinland-Pfalz – scheiterte jedoch in den Landtagswahlen 2011 (gegen Kurt Beck) und 2016 (gegen Malu Dreyer, beide SPD) damit, Ministerpräsidentin zu werden. Stattdessen berief die Kanzlerin sie 2018 zur Bundeslandwirtschaftsministerin. „Der Julia kann niemand böse sein“, faßt ein christdemokratischer Weggefährte seine Meinung über sie im Gespräch mit der JF zusammen.

Nur mit der Werteunion stand sie immer auf Kriegsfuß, der sie schon mal, kurz vor ihrer Ernennung zur Ministerin, den Mainzer CDU-Fraktionssaal für eine Tagung verwehrte. Als Deutschlands Wähler Merkels Union 2021 abstraften, zählte Klöckner zu den ersten, die Konsequenzen zogen: 2022 gab sie den Landesvorsitz ab, nachdem sie wegen der zwei Landtagswahlniederlagen bereits nicht mehr unumstritten war.

Klöckner scheitert schon bei erster Bewährungsprobe

Unter Friedrich Merz kehrte Julia Klöckner auf die politische Bühne zurück – nun ist es sogar die ganz große Bühne geworden. Doch ob sie der Aufgabe gerecht wird, darf bezweifelt werden, denn noch vor ihrer Wahl zur Parlamentspräsidentin am Dienstag scheiterte sie an der ersten Charakterprobe: Zunächst hatte sie angeboten, sich allen Fraktionen vorzustellen – eine bewährte Übung, mit der künftige Präsidenten ihre Bereitschaft zu einem fairen, unparteiischen Miteinander signalisieren, wenn man ihnen die Führung und Repräsentation des hohen Hauses anvertraut.

Klöckner erhielt allerdings postwendend einen Brief der Fraktion der Grünen, der ihr unmißverständlich androhte, daß sie deren Unterstützung verliere, sollte sie es wagen, sich auch der AfD vorzustellen. Eine Elf-Prozent-Fraktion verordnet der künftigen Parlamentspräsidentin also ein Kontaktverbot mit der fast doppelt so starken AfD-Fraktion! Doch statt sich dem dreisten Erpressungsversuch zu widersetzen und ihre Autorität als Präsidentin aller Abgeordneten zu verteidigen, sagte sie den Besuch bei der AfD ab – wobei von Terminproblemen die Rede war. Doch die Wahrheit ist: Klöckner kniff und knickte ein. Für die demokratische Kultur in Deutschland verheißt das nichts Gutes.

Aus der JF-Ausgabe 14/25. 

Klöckner, Plenarsaal des Reichstags: Kuschen vor den Grünen, Foto: Imago / Future Image & Ipon
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