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Der „völlig falsche Weg“: Hausärzte und Krankenkassen fordern Kurswechsel bei Gesundheitsversorgung

Der „völlig falsche Weg“: Hausärzte und Krankenkassen fordern Kurswechsel bei Gesundheitsversorgung

Der „völlig falsche Weg“: Hausärzte und Krankenkassen fordern Kurswechsel bei Gesundheitsversorgung

Links ist der Verbandschef des deutschen Hausärzteverbands, Markus Beier, daneben der Chef der Techniker Krankenkasse, Jens Baas – beide sehen das deutsche Gesundheits- und Krankenkassensystem auf Irrwegen
Links ist der Verbandschef des deutschen Hausärzteverbands, Markus Beier, daneben der Chef der Techniker Krankenkasse, Jens Baas – beide sehen das deutsche Gesundheits- und Krankenkassensystem auf Irrwegen
Der Verbandschef des Deutschen Hausärzteverbands, Markus Beier (links) und der Chef der Techniker Krankenkasse, Jens Baas. Foto: IMAGO / Funke Foto Services / IMAGO / Future Image
Der „völlig falsche Weg“
 

Hausärzte und Krankenkassen fordern Kurswechsel bei Gesundheitsversorgung

Die Einführung der elektronischen Patientenakte droht laut Hausärzteverband zu scheitern: Die Nutzerzahlen seien enttäuschend und die Technik fehleranfällig. Auch die Zahl der Krankenkassen müsse überdacht werden.
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BERLIN. Der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbands, Markus Beier, hat davor gewarnt, daß die Einführung der elektronischen Patientenakte eine „Bruchlandung“ werden könnte. Die Zahl der aktiven Nutzer sei „ernüchternd“, sagte Beier der Rheinischen Post.

„Wenn die Verantwortlichen weitermachen wie bisher, dann wird eines der wichtigsten versorgungspolitischen Projekte der letzten Jahre langsam, aber sicher scheitern“, betonte der Facharzt. Für die Patienten sei dies eine schlechte Nachricht – „eine gut umgesetzte Patientenakte hätte zweifellos das Potential, die Versorgung spürbar zu verbessern und zu vereinfachen“.

Als notwendig hätte er eigentlich eine „große und koordinierte Informationskampagne“ erachtet. Stattdessen hätten sich Krankenkassen darauf beschränkt, „vereinzelt Briefe mit allgemeinen Informationen zu versenden“.

Wenige Versicherte nutzen die E-Patientenakte

In ihrer jetzigen Form sei die Patientenakte aufgrund des komplizierten Registrierungsprozesses und störanfälliger Technik „schlichtweg nicht alltagstauglich“. Es vergehe kaum eine Woche, in der die Praxen keine Probleme mit dem Zugriff auf die Patientenakte hätten, kritisierte Beier.

Die elektronische Patientenakte war im April eingeführt worden. Die Akte enthält die gesamte Krankengeschichte von Patienten und macht sie Medizinern somit leichter zugänglich. Wer nicht möchte, daß Gesundheitsdienstleister die Daten einsehen können, muß dies in den Apps der Kassen auswählen.

Aktuell nutzen bei der Techniker Krankenkasse (TK) mit elf Millionen E-Akten, lediglich 750.000 Versicherte das Angebot, wie Deutschlands größte gesetzliche Kasse der dpa mitteilte. Die Barmer verzeichnet demnach etwa 250.00 aktive Nutzer bei insgesamt 7,8 Millionen angelegten elektronischen Patientenakten.

„Man braucht keine 100 Krankenkassen“

Kritik am Krankenkassensystem äußerte auch der Chef der Techniker Krankenkasse, Jens Baas. „Ich glaube, man braucht keine knapp 100 Krankenkassen. Wir kommen ja von weit über 1.000“, sagte der Manager in einem Podcast des Magazins Politico. Seiner Ansicht nach seien 30 bis 40 Krankenkassen ausreichend. Dazu kämen Kassen, die lediglich regional geöffnet und dabei an bestimmte Betriebe angekoppelt seien.

Leistungskürzungen seien hingegen der „völlig falsche Weg“.  Die gesetzliche Krankenversicherung sei „leistungsmäßig so aufgestellt“, daß wir die richtigen Sachen bezahlen“, betonte Baas. „Und da fällt es mir sehr schwer zu sagen, was noch raus sollte.“ Im Bereich von Sehhilfen und der Zahnmedizin sei schon „weitestgehend gekürzt“ worden.

Zuvor hatte Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) gefordert, die Zahl der Krankenkassen aufgrund der hohen Sozialausgaben zu reduzieren. Die steigenden Kosten seien für die Bevölkerung und die deutsche Wirtschaft eine Belastung. „Von daher müssen wir dort dringend endlich gegensteuern.“ Zugleich räumte Holetschek ein, daß die Geldsumme, die sich mit dieser Maßnahme sparen ließe, gering sei. (lb)

Der Verbandschef des Deutschen Hausärzteverbands, Markus Beier (links) und der Chef der Techniker Krankenkasse, Jens Baas. Foto: IMAGO / Funke Foto Services / IMAGO / Future Image
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